„Wir fischen in der gleichen Art, wie es zu Jesu Zeiten ge—
schah. Sie erinnern sich, daß er zu Simon, genannt Petrus,
und zu Andreas, seinem Bruder, sagte, sie möchten ihre Netze
in den See von Galiläag werfen.“
In dem Lande des Überflusses, durch das nunmehr unser
Weg führte, erhielten die Mahlzeiten ein erhöhtes Interesse.
Linsen und Bouillonkapseln traten weniger häufig in Er—
scheinung, die Eingeborenen aus den versteckt liegenden
Dörfern brachten Lebensmittel zu unserem Lager und waren
glücklich, eine Flasche Mastixbranntwein als Gegenwert zu
erhalten. Scheibenhonig wurde in Mengen herangebracht,
ebenso Honigbrot und Tetsch. An Eiern gab es Überfluß,
und gegen Ende der Reise hingen niemals weniger als ein
halbes Dutzend Hühner von irgendeiner Kamelslast her—
unter. Eingerechnet die Perlhühner, Antilopen und
Gazellen, die wir unterwegs erlegten, waren wir mit Nah—
rungsmitteln reichlich versehen. Die Mannschaft aß ihr
Fleisch roh, eine abessinische Sitte, auf die das häufige Vor—
kommen von Bandwürmern zurückzuführen ist.
Eines Abends kam Efendi in mein Zelt und teilte mir
mit: „Es ist ein Mann hier mit einem Swien'.“ Das Ge—
quieke eines Schweins verlieh der Mitteilung die nötige
Klarheit. Das kleine Wildschwein war von einem Bauern
gefangen worden, der dafür fünf Mariatheresientaler ver—⸗
langte. Weder er noch einer von meinen Leuten wollte das
Tier essen, denn die abessinischen Christen halten fest an dem
mosaischen Gesetz, das den Genuß von Schweinefleisch ver—
bietet, ein Gebot, das ja auch für die Mohammedaner gilt.
Ich kaufte das Schwein in der Absicht, es lebend mit nach
Gondar zu nehmen, um es dort einem Europäer, der auf
Schweinefleisch Appetit hatte, zu schenken. Aber bei diesem
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