so lange niemand außer den Mitgliedern ihrer kleinen Ge—
meinschaft gesehen mit Ausnahme eines gestrigen Besuches:
eine schöne Signora, die Offiziere von dem Militärposten
und einige andere Herren, und jetzt schon wieder ein Be—
sucher! Man konnte es wohl verstehen, daß er ganz auf—
geregt war. Ich fand im Hause friedliche Leute, den Mann,
seine Frau und einen kleinen Jungen. Die Missions—
ärztin wohnte bei ihnen. Das Haus glänzte von s chwedischer
Sauberkeit. Da immergrüne Bäume nicht vorhanden waren,
hatte man einen Olivenbaum abgehackt und als Weihnachts-
baum für das Kind aufgestellt. Er stand noch in der Ecke des
Zimmers und erinnerte an die vergangenen Festtage.
Obgleich anscheinend glücklich in seiner Arbeit, besaß der
Missionar doch wenig Optimismus. Man zeigte mir zwanzig
Cunamakinder in ihren kleinen weißen Nachthemden, die der
Missionsschule angehören. Sie machten einen artigen Ein—
druck, aber der Missionar sagte mir, daß sie sehr schlecht seien.
In ihrem Stamm würden Herausforderung zum Kampf und
Grausamkeit für Tugenden gehalten. Er zog an einem Tau,
das von einem wie ein Bohrturm aussehenden Gerüst herab⸗
hing, und läutete eine Glocke. „Es hat viel Geld gekostet,
die Glocke zu kaufen und hierher zu schaffen“, sagte er. „Ich
läute sie jeden Sonntag, kein Mensch kommt, aber die Glocke
sagt ihnen doch, daß wir hier sind.“
Von dem Missionar und der Arztin erfuhr ich einiges über
die Sitten der Menschen, unter denen sie arbeiten. Für
bier oder fünf Kühe oder für dreißig Ziegen kann eine Frau
gekauft werden. Als Hochzeitsgeschenk erhält die Braut
Schmucksachen, Fußringe und Armbänder, einen Ring, der
ins buschige Haar gesteckt wird, ein Medaillon aus Silber
oder von Kaurimuscheln, oder ein Stück braunen Elfenbeins.
? Norden. Abessintien