also das äthiopische Reich aus Abessinien und seinen Be—
sitzungen. Die Gesamtfläche von annähernd 1120 400 qkm
wird von nicht mehr als zehn Millionen Menschen bewohnt.
Von diesen sind etwa drei bis vier Millionen eigentliche
Abessinier, das heißt Afrikaner mit einem Einschlag semi—
tischen Blutes, etwas mehr als fünf Millionen sind Gallas,
Nachkommen eines wilden Stammes, die im sechzehnten
Jahrhundert in Abessinien eingedrungen waren und sich dort
niedergelassen haben. Der Rest besteht aus Danakils, So—
malis und aus dem Sklavenstamm der Gurage. Da im
ganzen Reich sich nicht ganz viertausend Europäer und
Levantiner befinden, ist es für einen abendländischen Reisen⸗
den ein besonders günstiger Umstand, wenn er Kenntnisse in
der amharischen oder arabischen Sprache besitzt. Diese
Sprachen öffnen ihm manche Türen, die einem englisch oder
französisch Sprechenden verschlossen sind. Ein Drittel des
Volkes sind Christen vom koptischen Zweig der oströmischen
Kirche, der Rest besteht aus Mohammedanern, Juden und
Heiden.
Die Angaben meines Reiseführers, meine Informationen
aus Handbüchern und mein Vorrat geschichtlicher Daten aus
Vergangenheit und Gegenwart nahmen während meiner
Reise in Athiopien langsam Farbe und Leben an. Ich
mußte feststellen, daß es ein Land von großer Schönheit ist.
Die steppenhaften Tieflandsgebiete im Süden und im Osten
wichen bald einem Hochplateau mit riesigen Bergen, zwischen
denen sich fruchtbare Täler erstrecken. Dazu kommt, daß sich
über ganz Abessinien die tropische und Hochlandsfaung aus—
breitet, die das im Süden anstoßende Britisch-Ostafrika zu
einem Mekka der Großwildjäger macht.
Kein Reisender kann darauf rechnen, ungehindert seines