Konsul Frangipani ist während seines zwölfjährigen Auf⸗
enthalts in Erythräa und Abessinien für die Eingeborenen
eine Art Autorität geworden — eine Autorität, die aus
Sympathie erwächst. Er war Nachrichtenoffizier für Italien
und hatte Askaris und eingeborene Angestellte in verschiede—
nen Teilen seines Distrikts zur Verfügung, die ihn über alle
Ereignisse auf dem laufenden hielten. Er besaß das Ver—
trauen der Landesfürsten in so hohem und wohlverdientem
Maße, daß er deren Steuererträge verwaltete. Früher lebte er
in Gondar selbst, aber vor zwei Jahren wurde dem Konsulat
ein auf einem Hügel gelegenes Gelände überlassen, und jetzt
stand dort oben ein kleines Dorf. Außer den sechzig Tukuls,
in denen die Wache des Obersten, seine Angestellten und
Diener wohnten, waren noch zwei Häuser vorhanden: das
eine war die Wohnung des Konsuls, das andere die des
Arztes, der allerdings zur Zeit abberufen war. Falaschas,
die im Handwerk erfahren sind, haben diese beiden Gebäude
unter des Obersten Leitung und mit seiner Hilfe aufgeführt.
Sie machen daher einen schönen Eindruck und sind behag—
lich eingerichtet. Als besonderer Luxus sogar können eine
zementene Badewanne und gewisse sanitäre Anlagen gelten,
die man an so abgelegenen Plätzen selten findet.
Ich wurde in einem der Tukuls untergebracht. Der Kon—
sul selbst wohnte zur Zeit in einer gleichen Behausung, da
er seine Wohnung zum Empfang der unerklärlicherweise so
lange ausbleibenden Diplomaten und ihrer Gattinnen her—
gerichtet hatte.
Eine der Vorbereitungen für deren Empfang hatte darin
bestanden, daß er sich aus Italien ein Kochbuch hatte schicken
lassen, dem wir wunderbare Mahlzeiten mit herrlich duften—
den Soßen verdankten.
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