Full text: Durch Abessinien und Erythräa

marsch der Karawane keine Schwierigkeiten bereitet. Die 
Reisenden waren durch ein Gebiet mit hohen Gebirgen ge— 
kommen. Auf der ganzen Strecke waren ihnen nicht mehr 
als ein Dutzend — bis auf eine Ausnahme — nur kleiner 
Karawanen begegnet, vielleicht mit etwa zwanzig Maul— 
tieren. 
Die einsamen Wege und die kleinen, weitauseinander 
gelegenen Dörfer hatten Dr. Prüfer zu der Überzeugung 
gebracht, daß die Bevölkerungsdichte des nördlichen Athio— 
pien stark überschätzt wird. Die größte während der Reise 
erreichte Höhe betrug 3100 Meter. Dort und an anderen 
Stellen in den Bergen fanden die Maultiere auf Saum— 
pfaden am Rande von 900 Meter tiefen Abgründen nur 
mühsam ihren Weg. Flüsse lagen Tausende von Meter 
unter ihnen. Zwei Nebenflüsse des Blauen Nils mußten 
überschritten werden. Der zweite Übergang bei Kanferu 
war übel genug gewesen, aber die Damen fanden den ersten, 
bei Schefaitak, entsetzlich. 
„Wir setzten dort mit Hilfe von aufgeblasenen Ochsen— 
häuten über den Fluß“, erzählte Dr. Prüfer. „Unser Ge— 
päck war auf dem Floß aufgestapelt, und wir saßen oben— 
drauf. Sobald wir vom Ufer abstießen, wurden die Maul— 
tiere ins Wasser getrieben. Niemals werde ich das Getöse 
vergessen, daß die Hunderte von erschreckten Tieren machten, 
als sie gezwungen wurden, zu schwimmen. Und während 
der ganzen Zeit der Überfahrt mußten wir die Gewehre schuß— 
bereit halten, um uns gegen die Krokodile zu schützen. Das 
ganze war ein ziemlich gefährliches Unternehmen und dazu 
noch völlig unnötig, da unsere Mannschaft uns falsch ge— 
führt hatte. Es war eine üble Gesellschaft. Seit dem 
Abend, als sie unser Lager in einem Sumpf aufschlagen 
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