entkommen war. Einige Zeit später gelang es dessen Erben,
die Herrschaft über die Provinz Schoa an sich zu reißen.
Es gibt keinen Bericht noch eine Legende, die darauf hin—
deutet, daß während der nächsten drei Jahrhunderte von der
salomonischen Linie irgendein Versuch gemacht worden wäre,
den verlorenen Thron wieder zu besetzen. Aber gegen Ende
des dreizehnten Jahrhunderts sicherte der Schoa⸗König
Hekuno Amlak, Nachkomme Menelik J., die kaiserliche Macht
über Abessinien sich und seinem Hause. Diese Tatsache steht
fest, und über die Art, wie sich der Vorgang vollzog, gibt es
zwei Lesarten. Die erste besagt, daß Dekuno Amlak den
Zague-Herrscher Nacuete Laab in der Schlacht besiegte. Diese
einleuchtende Auffassung findet aber wenig Glauben. Die
allgemeine Ansicht geht dahin, daß Yekuno Amlak mit Hilfe
des christlichen Priesters Tekla Haimanot von dem Zaque—
Herrscher einen widerstandslosen Verzicht auf den Thron
zugunsten des salomonischen Königs erreicht habe. Der ab—
dankenden Linie wurden große Zugeständnisse gemacht.
Nacuete Laab erhielt die Herrschaft über die Provinz Lasta
für sich und seine Erben für ewige Zeiten, Befreiung von
Steuern und Tributen, das Recht, silberne Kesselpauken zu
gebrauchen, auf einem goldenen Stuhl zu sitzen und im Falle
des Aussterbens der salomonischen Linie auf den abessini—
schen Thron zurückzukehren. Tekla Haimanot wurde für
seine großen Verdienste als Vermittler die Zusage gemacht,
daß ein Drittel von den Einkünften des Reiches an die
Kirche fallen und daß der Abuna (GOberhaupt der Kirche)
niemals ein Abessinier sein sollte. Tekla Haimanot wird als
Heiliger verehrt.
Angaben über die heutige Zahl der Falaschas, die auch
nur einen gewissen Grad von Zuverlässigkeit haben, kann
60