schaften, Karawanenzüge und Tiere, die, ohne es zu wissen,
von der Filmkamera aufgenommen waren, und zwar für
einen Film, der auf einer früheren Expedition des Field—
Museums gedreht worden war. Auf geographische Details
folgten Sittenbilder. Der zweite Film zeigte uns Szenen
vom Meskal, dem religiösen Fest, das im Spätseptember
stattfindet. Wir sahen zuerst den Tanz der Priester im
vollen Gepränge kirchlicher Ausstattung mit ihren Kleidern
und Stäben, Rasseln und Kreuzen. Dann kam der Kreuz-—
tanz, an dem eine größere Anzahl Kavallerieschwadronen teil—
nahm. Schließlich erblickten wir Tausende von Soldaten,
die zum großen Meskal-Schmaus versammelt waren, dem
dritten und letzten Teil dieser jährlichen Feier.
Ich verließ den Gibbi mit dem Gefühl, daß Ras Taffari
uns keine interessantere Unterhaltung hätte bieten können.
Er hatte seinen fremden Gästen einen kurzen Eindruck von
sich selbst und seinen Ministern vermittelt und weiter ein
Bild des von ihm beherrschten Landes und von dessen am
meisten charakteristischer „Fantasia“, die für seine Bevöl—
kerung so voll von religiöser und sozialer Bedeutung ist, ge—
geben.
Zweimal noch sah ich ihn später. Bei beiden Gelegen—
heiten nahm er teil an einer Zeremonie. Die Grundstein—
legung der neuen armenischen Kirche in Addis Abeba war
ein so bedeutendes Ereignis, daß der Etschecki aus Aksum
gekommen war. Natürlich mußte also auch der Hof an—
wesend sein.
Die Gemahlin Ras Taffaris, wiederhergestellt und von
Diredaua zurückgekehrt, verließ zuerst den Wagen. Für
europäische Augen wirkte sie etwas seltsam. Sie trug
einen breitkrempigen, mit einem blaßroten Band besetzten
434