Full text: Durch Abessinien und Erythräa

auch die Hälfte der ganzen Bevölkerung“, sagte er. „Die 
Leute kommen immer zu mir und klagen, daß sie sich krank 
fühlen, weil der Schatten eines Vogels auf sie gefallen sei.“ 
Dies ist ein Beispiel von Aberglauben, von dem ich vermute, 
daß er bei vielen Primitiven vorkommt: der Glaube an die 
verderbenbringende Wirkung des Schattens gewisser Per— 
sonen oder Tiere. Ich habe nicht erfahren können, ob es 
nur der Schatten des Gibrils ist, der in Athiopien die Ge— 
sundheit bedroht. 
Unser Hauptinteresse in Jamjam richtete sich auf das Leben 
und Treiben, dessen Mittelpunkt die Sägemühle bildete, die, 
wie ich glaube, die einzige im Lande ist. Während meines 
späteren Aufenthalts in einer anderen Gegend sah ich einen 
Missionar, der mit lebhaftem Verlangen einen gestürzten 
Baum betrachtete. Der Stamm lag dort wertlos, und er 
hätte ihn so gern zum Hausbau verwendet, aber er hatte 
kein Werkzeug, und es gab in der Nachbarschaft keinerlei 
Möglichkeit, ihn in Bauholz zu verwandeln. Sicherlich ist 
auch geschnittenes Holz mehr ein europäisches als ein äthio— 
pisches Bedürfnis, denn die Eingeborenenhütten werden 
immer aus Gras oder aus Lehm und geflochtenen Zweigen 
errichtet. 
Bei der einzigen Sägemühle beobachteten wir Arbeiter 
vom Sklavenstamm der Gurage bei ihrer Tätigkeit. Sie 
füllten Bäume und zerrten sie die steilen Abhänge herunter. 
Dann beluden sie Esel mit dem geschnittenen Holz und 
brachten sie auf den Weg nach Addis Abeba. Diese Leute 
bilden die unterste Klasse in Abessinien und sind anscheinend 
der einzige Menschenschlag, der bereit oder durch die Um— 
stände gezwungen ist, schwer zu arbeiten. Sie sind die 
wahren Handarbeiter des Landes, die Diener der Diener in 
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