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die besseren als gebrandmarkte Mitglieder der Gesell
schaft oft hülflvS und verlassen dastehen, sogleich wieder
in ein verbrecherisches und lasterhaftes Leben zurückfallen,
und es sich zur Aufgabe gestellt, durch Beaufsichtigung,
Unterstützung und zweckmäßige Leitung möglichst zur innern
und äußern Rehabilitation derselben beizutragen. Die
Art und Weise aber, wie die Lösung dieser Aufgabe von
den mehrften solcher Vereine versucht wird und insbeson
dere die zu wenig beachtete Einwirkung auf den sittlichen
Menschen, bietet eine gar zu geringe Garantie für die
Erreichung des Zweckes. Es dürfte die Bildung eines
Vereins, durch dessen Bestrebungen dieser Zweck sicherer
erreicht wird, eine schöne Aufgabe für gemeinsinnige Bür
ger sein. Auch in unserer Stadt bestand seit einer Reihe
von Jahren ein solcher Verein, in'ö Leben gerufen von
hochgeachteten, nun entschlafenen Männern. Ob er noch
besteht V Es wäre wünschenswerth, die Resultate seiner
Bestrebungen zu kennen. Wie dem aber auch sei, so ist
die Aufgabe eines solchen Vereins so wichtig, daß es v
sich wohl verlohnte, ihn unter uns neu zu beleben und ' v
mit vereinten Kräften, unter vielleicht veränderten For- ]
men, einen neuen Versuch zu wagen und ihn zugleich
auf die Rettung verwahrloster frevelhafter Jünglinge
und Jungfrauen auszudehnen. — Der zur Bildung eines
solchen Vereins für weibliche Entlassene von dem Pre
diger an den Strafanstalten zu Glückftadt ergangene Auf
ruf verdient dankbare Anerkennung. — Das durch die
Zeit herbeigeführte Bedürfniß und die Einsicht wohlge
sinnter Bürger hat solcher und ähnlicher Vereine hie und
dort viele hervorgerufen, um nach den verschiedensten
Richtungen hin die Wohlfahrt der ärmeren Elassen zu
befördern. Ich erwähne hier außer dem schon Ange
führten noch der durch Privatvcreine gestifteten Rettungs-