VIL
Der Kampf.
In den officiösen, überhaupt den Blättern der siegenden
Partei begegnen wir Uberhäufig der mehr als naiven Zumuthung,
den Streit über den neuen Tarif ruhen und die Erfahrung
entscheiden zu lassen.
Wenn eine Ansicht, wie die gemässigte freihändlerische,
sechzig Jahre ununterbrochen in der Regierung des leitenden
Staates und der grossen Mehrheit des Volks, insbesondere auch
in dem grössten aller Gewerbe, der Landwirtschaft, die herr
schende war, — wenn diese Ueberzeugungen Uber Nacht, im
Drang eines unerhörten Notstands, und mit Hülfe der un
natürlichsten parlamentarischen Koalitionen in ihr Gegenteil
verkehrt werden konnten, so sind dies, unserer Ansicht nach,
keine Umstände, die ein ehrerbietiges Zurückweichen der Kritik
verdienen, keine Grundlagen, die jenem Umschlag Dauer ver-
heissen.
Es wäre der siegenden Partei allerdings bequem, die un
ausbleibliche wirtschaftliche Erhebung, die auf jeden Not
stand folgen muss, die teilweise schon begonnen hatte und
nur durch die Beunruhigungen der Tarifrevision aufgehalten
wurde, ohne Weiteres und unbestritten auf Rechnung ihrer
Tarifreform setzen zu können und als „Erfahrung zu Gunsten
des neuen Tarifs“ hinzustellen. Was bedeuten überhaupt in dem
Meer von Einzelfällen, woraus sich die erfahrungsmässigeu
wirtschaftlichen Gesetze ableiten, ein paar Jahre weiterer „Er
fahrung“, auf dem beschränkten Raum eines Einzelgebiets ge
wonnen?
Dagegen halten wir es allerdings für eine patriotische
Oechelhäuser, Tarifreform. g