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Vorwort.
Lange habe ich geschwankt, ob ich die nachfolgende Arbeit
über die Tarifreform von 1879 der Oeffentlichkeit übergeben
solle oder nicht. Den so erbitterten als unerquicklichen Streit
des Vorjahrs wieder anzufachen, kann an und für sich die
siegende Partei so wenig als die besiegte wünschen. Auch
muss sich die besiegte Partei, zu der ich gehöre, eingestehen,
wie wenig Aussicht vorhanden ist, in nächster Zukunft schon
für wesentliche Aenderungen des neuen Tarifs eine Majorität
im Reichstag und Bundesrath zu erlangen. Ueberdies hätte ich
die Veröffentlichung unbedingt unterlassen, wenn der Nothstand
noch in gleicher Intensität, wie zur Zeit der Tarifberathungen,
fortbestände.
Der letztere Grund der Zurückhaltung ist hinfällig ge
worden. Amerika, England und Deutschland, die drei Länder,
in welchen der Nothstand am längsten und intensivsten herrschte,
haben nacheinander den tiefsten Punkt der Krisis überwunden
und befinden sich, wenn auch noch lange nicht in allen, so doch
bereits in vielen der wichtigsten Produktionszweige, in auf
steigender Bewegung. Vertrauen und Unternehmungsgeist be
ginnen zurückzukehren; das Eine zieht das Andere nach. Unter
diesen Umständen ist ein wirtschaftlich nachteiliger Einfluss
von der Wiederaufnahme des vorjährigen Streites nach keiner
Richtung hin zu befürchten.
Die Erfahrungen seit Abschluss der Tarifreform haben der
unterlegenen Partei ein Material für Unterstützung ihrer An
sichten geliefert, welches zu verwerten ihre unabweisliche
Pflicht ist. Die eingetretene Besserung der Lage muss not
wendig aber auch die Schroffheit der früheren Gegensätze beider