Full text: Der Niedergang der Preise und die Währungsfrage

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Wir wollen unsererseits zunächst noch zwei Bemerkungen hin 
zufügen, die sich uns gerade aufdrängen. Erstens scheinen si( h die 
Herren Bimetallisten den Process des „Einströmens des Silbéis in dei 
Weise vorzustellen, dass ausländische Kaufleute mit grossen Quantitäten 
Silberbarren erscheinen würden, um dieselben prägen zu lassen und 
dagegen deutsche Waaren auszuführen*. Bekanntlich aber ist dei 
Vorgang viel einfacher und bedarf garnicht einmal der Ausländer. 
Unsere einheimischen Bankiers wären Mannes genug, um die Sache 
zu besorgen, wie man es z. B. in Belgien gemacht hat. Sie würden 
einfach das Silber einführen und es ausprägen lassen, um (vorausge 
setzt, dass sie Nehmer dafür fänden) denselben Betrag in Hold 
wieder auszuführen. Deutsche \\ aaren kämen dabei in keiner 
Weise in Frage, und zu Steigerung der Waarenpreise wäre keine 
Veranlassung. 
Zweitens sind wir der Ansicht, dass die Idee, worauf sie ihre 
Ausführungen gründen, nämlich dass eine beträchtliche Ver 
mehrung des in den Verkehr eingeführten Capitales in («restait 
von Tausch- und Zahlmitteln, d. h. des umlaufenden 
Geldes, den Verkehr beleben und die Preise wieder 
heben würde, ihre Berechtigung hat, dass sie nur die beiden 
Begriffe „Gold“ und „Silber“ dabei verwechseln, indem sie von 
beiden dieselbe Wirkung erwarten. 
Wenn sie Mittel und Wege wüssten, wiederum die Goldaus 
beute zu heben, mehr Gold in die Cnlturländer einströmen zu 
machen, so würden sich ohne Zweifel ihre Wünsche verwirklichen. 
Aber des Silbers hat man leider augenblicklich überall mehr als 
man bedarf, darum gerade fällt sein Tauschwerth fortwährend, und 
*) Das „Einströmen von Edelmetall“ in ein Land ist selbstverständlich 
an zwei Bedingungen geknüpft, erstens muss der Gegenwerth wieder ausgeführt 
werden, zweitens muss Gewinn mit der Operation verknüpft sein. Der auszu 
führende Gegenwerth kann entweder in Waaren oder in Edelmetall bestehen. 
In gegenwärtiger Zeit, während welcher im Auslande die Preise ebenso niedrig 
sind wie in Deutschland, wird Niemand leicht in .Versuchung kommen, Silber 
einzuführen, — auch wenn die Prägung gestattet wäre, — um dagegen 
Waaren auszuführen, welche schwerlich mit Gewinn, wahrscheinlich aber 
mit Verlust verkauft werden würden. Die andere Operation dagegen, Silber 
einzuführen, um Gold wieder als Gegenwerth auszuführen» 
würde, sobald die Silberprägung gestattet wäre, in einer oder der anderen 
Weise leicht und mit Gewinn zu bewerkstelligen sein. Daher bedürften wir 
dazu nicht des Auslandes, die inländischen Bankiers würden sich dazu drängen.
	        
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