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Geldmenge und Zinsfuss.
muss auch jeder Ueberfluss oder Mang-el an Geld, durch
das Medium der Banken hindurch, auf den Bankzinsfuss
oder Diskonto ein wirken
49) Auf diesen Zusammenhang zwischen der Menge oder
dem Bedarf an Geld und dem Disconto ist auch schon u. A. von
Laveleye als auf eine Thatsache hingewiesen worden, die mit
der traditionellen Theorie, wonach der Zinsfuss nur von der vor
handenen Menge an Kapital abhänge, in eclatantem Widerspruch
stehe. Vgl. dessen: Geld und Handelskrisen (Le marché monétaire
depuis cinquante ans). Aus dem Franz. Cassel 1865, p. 63 ff.
und ferner: Die Doppelwährung Nördlingen, 1876 p. 18: „Die
grösste Anzahl Her f o/hswirthe hat von jeher behauptet, dass es
der Veberßuss an Capitalien, IGaaren und Produkten, nicht aber
derjenige des Geldes sei, welcher den massgebenden Einßuss auf den
Interessensatz ausübe. Davon ausgehend hatte Michel Chevalier
auch vorgeschlagen, den aus dem Englischen entlehnten Ausdruck
,,GeldmarkD* {money market) durch ein ,,trej}enderes*‘ IVort zu er
setzen, nämlich hapilalienmarkt,** — ,,Eür unsere Einanzjournale
und Berichte vom money market existirf wohl keinerlei Zweifel, dass
der knappe oder reichliche Zustand des Geldmarktes von grösstem
Einfluss auf die Höhe des Diskontos ist. Gegenwärtig {Mai 1876),
wo alle Londoner Banken bis oben gefüllt sind, beträgt der dortige
Disconto zwei Prozent, lör zwei Jahren betrug er an denselben
Stellen neun Prozent, weil Deutschland damals mittelst der von Frank
reich zur Bezahlung der Ixriegsentschädigungen gelieferten Tratten
und Bimessen das Geld aus der Bank von England herauszog. Der
Geldmarkt • ist so empfindlich für die Einflüsse des werthvollen Me
ta lies , dass oft schon die Ankunft eines einzigen Schiffes mit eini
gen Millionen von Australien hinreichte, um den Disconto um ein
Procent zu drücken. Die.se Thatsache ist augenscheinlich und unbe-