Full text: Fünf Jahre deutscher Kolonialpolitik

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Oranjefluß bis zum Kunene, erstreckt sich das deutsche Küsten 
gebiet, und eine Ländermasse von vielleicht 20 000 deutschen 
Quadratmeilen, mehr als die doppelte Größe Deutschlands, wird 
in unseren Atlanten als deutsches Gebiet dort getennzeichnet. 
Schon vor den Schritten an der südwestafrikanischen Küste 
hatte die deutsche Reichsregierung durch Nachtigal im mitt 
leren Westafrika Besitzergreifungen vollzogen. Verhand 
lungen mit Hamburger und Bremer Firmen, die seit langen 
Jahren beträchtliche Handelsumsätze in jenen Gebieten hatten, 
waren vorausgegangen. An mehreren Stellen wurde die 
Flagge gehißt, doch schließlich gegenüber einer Einsprache Frank- 
reichs nur Togoland an der Sklavenküste als eigentliches 
Schutzgebiet aufrecht erhalten. Bedeutender gestalteten sich die 
Erwerbungen an der Biafrabuchd, wo das Kameruner Gebiet 
mit Hinterland erworben ititb unter deutsche Oberhoheit gestellt 
wurde. Im Unterschiede vori Südwestafrika handelte es sich 
hier nicht um den Schutz von deutschen Interessen, die erst 
geschaffen werden sollten, sondern um solche, die bereits seit 
Jahrzehnten vorhanden waren. Die in Betracht kommenden 
großen Hamburger Häuser unterstützten denn auch das Bor 
gehen der Reichsregieruug nach Kräften. Es ward ein Han 
seatisches Syndikat gebildet, das der Regierung mit Rat zur 
Seite stehen sollte. Man bot ihm auch die politische Ver 
waltung der erworbenen Schutzgebiete an, doch das Syndikat 
lehnte begreiflicherweise ab. Unmöglich können heute, wo ein 
außerordentlicher Wettbewerb den Welthandel drückt und Mono 
pole nirgends mehr zulässig sind, Kaufleute kolonialpolitische 
Aufgaben übernehmen und für solche den Verdienst ihrer Arbeit 
aufwenden. Unter diesen Verhältnissen sah die Reichsregierung 
sich gezwungen, im Kamerun- und Togogebiete sofort eine 
koloniale Verwaltung einzusetzen, so daß man diese Gebiete 
als Reichs-, oder wohl richtiger als Kron-Kolonieen bezeichnen
	        
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