Full text: Die Quintessenz des Socialismus

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Das ist, auf den kürzesten Ausdruck gebracht, das Ziel des 
heutigen Socialismus, wie verschieden und bei einzelnen Führern 
selbst noch unklar der Weg zu diesem Ziel gedacht werden mag. 
Statt daß gegenwärtig Jeder, welcher Capital besitzt, frei 
(privatim) einen Theil der nationalen Tvtalproduction aus 
Privatinteresse übernimmt („unternimmt") und nur an dem so 
zu sagen hydrostatischen Gegendruck aller anderen Gewinnconcur- 
renten einen socialen Einfluß erleidet, wäre im Soeialistenstaat 
das Orgauisationsmittel aller Güterhervorbringung und Güter- 
circulation (d. h. das Capital, der Inbegriff der Productions- 
mittel) von Anfang an im Gemeinbesitz der Gesammtheit, deren 
Collectivorgane einerseits alle Sonderarbeitskräfte in socialer Arbeits 
gliederung („Collectivarbeit") zusammenhalten, andererseits alle 
Producte der socialen Cooperation nach Maßgabe der Arbeits 
leistung jedes Einzelnen austheilen würden; Privatgeschäft, „ Unter 
nehmung ", bestände nicht mehr, sondern g lied li che (nicht private) 
Productivarbeit Aller in gesellschaftlich geordneten und aus collec 
tivem Capitaleigenthum ausgestatteten Productions- und Umsatz 
anstalten, mit Besvldungs- statt privatem Gewinn- und Lohn 
bezug. Die Bedarfssunnnen an jeder Productart müßten durch 
eine fortlaufende officielle Erhebung des Bedarfs Seitens der 
Absatzänller und Productionsvorstandschaften festgestellt und dem 
socialen Betriebsplan zu Grunde gelegt werden. Der gelegentliche 
Ausfall oder Ueberschuß der wirklichen Erträge gegenüber den 
betriebsplanmäßigen Bedürfen jeder Periode würde durch Bor- 
räthe — die dann öffentliche, nicht mehr private Handels-Lager 
wären — periodisch ausgeglichen werden. Das ist unzweifelhaft 
der allgemeinste Sinn des „ Collectivismus " gegenüber dem ' 
„Capitalisants", die Quintessenz der öffentlichen „Organisation 
der Arbeit" im Gegensatz zu jener behaupteten „Concurrenz- 
anarchie" von heute, bei welcher — den Socialisten zufolge — 
die große Aufgabe des gesellschaftlichen Stoffwechsels, die sociale 
Güterhervorbringung und Gütervertheilung, keine einheitliche be 
wußte Socialfunction darstellt, sondern dem Spiel einer „ anarchi 
schen" Concurren; und der Privatjagd um die größten Privat 
portionen anheimgegeben ist. 
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