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verlangen und sich dabei gleichfalls auf die versprochene Gerechtig
keit berufen.
Also auch im Zukunftsstaate wird die Regierung, mag fie nun
die abgestufte oder die gleiche Vertheilung des Arbeitsoertrags
wählen, nicht im Stande sein, alle Arbeiterkreise zufrieden zu stellen,
es sei denn, daß es ihr gelänge, sämmtliche Zukunftsstaatsbürger
dahin zu bringen, daß der Gemcinsinn alle ihre Handlungen be
herrsche, daß Jeder zu Gunsten des Gemeinwohles auf jedes
Sonderinteresse verzichte, mit anderen Worten: daß er die höchste
moralische Vollkommenheit erreiche. Hat aber nicht gerade die
socialdemokratische Presse durch Erregung der schlimmsten Leiden
schaften: des Neides, des Hasses und der Habgier in den Herzen
der Arbeiterklassen, der sog. Enterbten, die Wurzeln des Gcmein-
sinns gänzlich durchschnitten?
2. Der Ehrtrieb.
Ein zweiter sehr mächtiger Trieb im Menschen ist der nach
Ehre, d. h. nach der guten Meinung seiner Mitmenschen. Der
selbe ist schon bei Kindern als Zeichen des beginnenden Verstandes
wahrzunehmen und bildet bei den Erwachsenen mehr oder weniger
die Richtschnur ihres Lebens. Ist das Ehrgefühl in einem Menschen
wenig entwickelt oder durch schlechte Neigungen erstickt, so charakterisirt
er sich als ein verächtlicher Lump. Das lebendige Ehrgefühl kann
sich nach verschiedenen Richtungen hin entfalten; bei beschränkten
Naturen führt es zur Eitelkeit und zum Hochmuth; bei weltklugen
Leuten zum Ehrgeiz und zur Herrschaft und nur bei wenigen ist
dasselbe darauf gerichtet, sich bei ihren Mitmenschen Achtung, Liebe
und Vertrauen zu erwerben.
Da die Mehrzahl der Menschen sich in der Allgemeinheit be
deutungslos fühlt, so sucht der Einzelne mit Andern gemeinsam die
Anerkennung, welche er für sich allein nicht beanspruchen kann, in
der Standesehre. Er schließt sich daher den Gleichgestellten an
und bildet mit ihnen einen Stand. Jeder Stand beansprucht seine