12 Erstes Kapitel. Übersicht über b. wirtschaftl. Entwickl. d. Orients usw.
sandte Tribute, ebenso das Land Kefto (S. 30), aus Assyrien
trafen Geschenke ein. Auf diese Länder, welche nicht in das Staats
gebiet eingegliedert wurden, sondern nur in lockerer Abhängigkeit
blieben, konnte das naturalwirtschaftliche System nicht ausgedehnt
werden. Wenn ein Ägypter durch ein Handelsgeschäft in den Be
sitz einer syrischen Rente gekommen wäre, so hätte das noch keine
großen Schwierigkeiten gemacht, da er sie etwa gegen eine ägyp
tische, die ein Syrer besaß, hätte eintauschen können, soweit es sich
nicht gerade um Exportartikel handelte. Aber abgesehen davon, daß
bei diesen Völkern der Verrechnungsapparat meist fehlte, waren
Kriege zu befürchten, in denen Privatrechte nicht respektiert wurden.
Auch waren die Staatsverträge noch ungenügend, weshalb An
weisungen, die Kredit verlangten, ausgeschlossen waren.
Man mußte daher die Gegenleistung sofort in Empfang nehmen,
die vor allem in leicht transportablen Gütern, in Weihrauch, sel
tenen Hölzern und in Metallen bestand, welche bei den Asiaten
bereits seit langem eine bevorzugte Rolle spielten. Die Metalle
ersetzten sichere internationale Anweisungen, indem man für sie
überall Waren erhalten konnte. Aber nicht nur im internationalen
Verkehr benutzen von da ab die Ägypter Metalle, sie drangen
auch in den Staatsverband ein. Die früher übersichtliche und
planvolle nationale Wirtschaft wurde durch eine weni
ger übersichtliche, ungeregelte internationale ersetzt. Es
war damals ausgeschlossen, auch in dieser das alte System der
Überweisungen herzustellen — fällt es doch unserer Zeit überaus
schwer, die ein hochentwickeltes internationales Bankwesen besitzt!
Die großen Kornspeicher blieben bestehen, aber daneben kam die
Schatzkammer des Königs als Kasse zu immer größerer Bedeu
tung. Die ausgedehnten Beziehungen zu den asiatischen Staaten
schufen einen ständigen diplomatischen Verkehr, der sich auch mit
wirtschaftlichen Fragen, mit Zöllen, Handelsgesellschaften u. dgl. be
schäftigte. Eine große Rolle spielten die Tributzahlungen. Der Aus
tausch von Geschenken unter den Staaten nahm oft die Form des
Handelsverkehrs an, indem der schenkende Fürst — zuweilen in
recht unverschämter Weise — seine Wünsche kundtat. Als Ge
schenke und Tribute kamen Öle, wertvolle Steine, Gold und das
im Altertum, besonders in den früheren Zeiten, von denen wir
hier sprechen, überaus geschätzte Silber, Weine, Geräte, Sklaven,
Pferde usw. nach Ägypten. Trotz der vielen Fehden der kleineren
Staaten untereinander gedieh der Handel, weil sich die Fürsten