Full text: Die Meistbegünstigung und unser handelspolitisches Verhältnis zur Nordamerikanischen Union

v. Schwerin-LSrvitz, Unser Verhaltnis zur Nordamerikanischen Union. 21 
Position bei ernern Zollkriege eine wesentlich starkere gewesen 
ware, als jetzt bei einem etwaigen Zollkrieg mit Deutschland. 
3. Man must sich in der Union doch sagen, dah die in neuerer Zeit 
— namentlich in Osterreich-Ungarn, Jtalien und Frankreich — 
so stark hervortretende Neigung zu einem engeren wirtschaft- 
lichen Zusammenschluh der mitteleuropaischen Staaten 
mit einer gewissen Spitze gegen Amerika durch nichts 
eine so Sr as tig e Forderung ersahren, d. h. Deutschland so 
geneigt machen muhte, auch seinerseits hterzu die Hand zu 
bieten, als ein etwaiger Zollkrieg mit der Union aus einem so 
nichtigen Grrmde, wie es die Versagung der von uns gesorderten 
Gleichberechtigung und Gegenseitigkeit sein wurde. 
Aber ich halts auch die Gefahr eines Zollkrieges mit der Union, 
d. h. die von einem solchen, wenn er wirklich gegen meine Erwartung 
ausbrechen sollte, sur unser Erwerbsleben in seiner Gesamtheit zu be- 
furchtende Schadigung nicht fur so groh, wie man dies vielfach an- 
zunehmen scheint. 
Freilich wurde ja fur einen Teil unserer Industrie — namentlich 
die Textil-Jndustrie und die Leder-Jndustrie — das Exportgeschaft nach 
der Union zeitweilig noch schlechter werden, als es jetzt schon ist. 
Aber nach den Berichten vieler Handelskammern wird von diesen 
Jndustrien — bei der Hohe der amerikanischen Wertzolle, der vielfach 
zu hohen Berechnung des Wertes der eingefuhrten Fabrikate und den 
fast unertraglichen Schikanen der amerikanischen Zollverwaltung — an 
dem ganzen amerikanischen Geschast heute wenig oder gar nichts mehr 
verdient. Man hat es vielmehr nur noch in der sicheren Hofsnung 
sortgesuhrt, dah jetzt bei der Neuregelung unserer Handelsbeziehungen hier 
Wandel geschaffen und damit wieder ein gewinnbringendes Geschast er- 
moglicht werden wurde. Ist das nicht zu erreichen, dann geht dieses 
Exportgeschaft zu einem grohen Teil jetzt ohnehin verloren. 
Aus der anderen Seite aber wurden andere Jndustrien, welche 
wie die Eisen- und Maschinenindustrie — auch einzelne Zweige der 
Leder- (namentlich Schuhwaren-) Industrie — jetzt aus dem deutschen 
Markt stark unter amerikanischer Konkurrenz leiden, von einem etwaigen 
Zollkriege — wenigstens zeitweilig — Vorteil haben; und es wurde 
so stir die Gesamtheit unserer Industrie doch ein gewisser Ausgleich 
eintreten. 
Jmmerhin wiederhole ich, dah ich einen Zollkrieg nicht wunsche, 
ihn aber auch fur sehr unwahrscheinlich halte.
	        
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