Full text: Die Meistbegünstigung und unser handelspolitisches Verhältnis zur Nordamerikanischen Union

v. Schwetin-Lowitz, Unset Berhaltnis zur Nordamerikanischen Union. 23 
stutzung gegen die Union, dah Deutschland jetzt nolle Gegenseitigkeit von 
der Union verlangt, und, falls sie nicht zu erreichen ist, nor einer Differen- 
zierung der Union ebensowenig zuruckschreckt wie andere Staaten. 
Frankreich, Ruhland, Jtalien, Portugal und selbst die kleine Schweiz 
haben — als die Union ihnen angemessene Gegenleistungen versagte, 
ganz ruhig mit einer Differenzierung der amerikanischen Erzeugnisse ge- 
antwortet, — ohne dah es deshalb zu einem Zollkrieg gekommen 
ware. Sollte das Deutsche Reich, welches Furst Bulow sehr richtig als 
den besten Kaufer der Welt bezeichnete, heute wirklich nicht mehr wagen 
durfen, was im Jahre 1898 Frankreich und die kleine Schweiz ganz 
unbedenklich wagten? 
Es wurde dies m. E. der heutigen wirtschaftlichen und poli- 
tischen Stellung Deutschlands sehr wenig entsprechen und unser natio- 
nales Selbstgefuhl auss Schwerste verletzen. 
Jch schliehe deshalb mit der zuversichtlichen Hoffnung, dah die ver- 
bundeten Regierungen und der Deutsche Reichstag an dem vom Reichs- 
kanzler in der Sitzung vom 22. Januar 1903 proklamierten Standpunkt, 
dah die Neuregelung unserer Handelsbeziehungen zur Union „nur aus 
der Basis voller Gegenseitigkeit" erfolgen konne, unerschutterlich 
festhalten und denselben, — um mit den jungsten Morten unseres 
Kaisers zu sprechen — „nach innen geschlossen, nach auhen ent- 
schlossen" vertreten werden. 
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* 
Nachschrift. Nach Fertigstellung und Drucklegung dieses Aufsatzes 
lese ich im „Berliner Lokalanzeiger" solgende telegraphische Mitteilung, 
welche ich mir gestatte, gleich mit einigen Glossen hier wiederzugeben: 
„Prasident Roosevelt hat des Botschasters Speck von Sternburg 
Vorschlag fur emeu neuen Handelsvertrag mit Deutschland in 
einem Schreiben beantwortet, das etwa folgendes ausfuhrt: 
Deutschland fordert einen Handelsvertrag, der ihm grohere Vor- 
teile gewahrt, als der Prasident nach dem Dinglep-Akt zu be- 
willigen ermachtigt ist. Wahrend Deutschland Konzessionen wunscht, 
welche die Vereinigten Staaten keiner anderen Nation gewahren, 
muh sein Botschafter gleichzeitig erwahnen, dah er der Union 
keineswegs alle nach seinem Konventionaltaris vorgesehenen Vor- 
teile gewahren konne, da der Reichstag nicht dasur gewonnen 
werden konne." 
Der Botschafter durfte wohl hinzugefugt haben: „es sei denn, dah Amerika 
in der Lage und bereit ware, Gegenkonzessionen zu machen, welche
	        
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