— 95
Von Möbeln der höheren Töchterschule und 430 Mk. als Lehrgeld
von Volontären.
Die Ausgabe betrug 34 659,51 Mk. und hätte die Einnahme
ohne das Geschenk des Fürsten nicht zur Deckung gereicht. Das
ist nur ein Beispiel von vielen.
Der Kottenheimer Knappschaftsverein berichtete in dem
selben Jahre, daß seine Ausgabe in der Pensionskasse 6199,07
Mark betrug, der nur 3821,98 Mk. als Einnahme gegenüber
standen. In einem Jahre mutzten hier 1377,09 Mk. als Zuschutz
vom Vermögen zugesetzt werden. Eine solche Jahresabrechnung
gibt doch sicher zum Nachdenken Anlatz.
Auf die Vermögensverhältnisse der einzelnen Knappschafts
vereine wollen wir hier nicht näher eingehen, hat doch in der
Oeffentlichkeit in letzter Zeit eine genügende Aussprache dar
über stattgefunden. Jeder Kenner des Knappschaftswesens wird
zugeben, daß eine durchgreifende Reform hochnötig ist und wäre
es dabei angebracht, ganze Arbeit zu machen und nicht nur die
Verschmelzung von kleinen Vereinen mit größeren ins Auge zu
fassen.
Die Gründung einer Zentralknappschaft für das ganze
Deutsche Reich mit Zweigstellen ist das erstrebenswerte Ziel.
Wenn dieses Ziel nicht anders erreicht werden kann, müßte das
Reich einen einmaligen Zuschuß zur besseren Finanzierung der
schlecht gestelltesten Vereine leisten. Sind die Regierungen doch
nicht von Schuld freizusprechen, daß manche Knappschaftsvereine
sich heute in so mißlicher Lage befinden, weil man nicht auf die
Forderungen der organisierten Bergarbeiter hörte, sondern
leistungsunfähige Vereine entstehen und Vereine mit unge
sunden Vermögensverhältnissen jahrzehntelang weiter wirt
schaften ließ.
Eine ungeheure Belastung hat noch der Krieg mit sich ge
bracht. So sind bis jetzt im Allgem. Knappschaftsverein Bochum
über 130 000 Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen. Beinahe
ein Drittel der gesamten Mitgliedschaft befindet sich also im
Felde. Bei anderen Vereinen wird es ähnlich aussehen oder
auch noch ein höherer Prozentsatz in Frage kommen, da in Rhein
land-Westfalen sehr viele Bergarbeiter reklamiert wurden.
Nach einer Aufstellung des Bochumer Knappschaftsvereins
für ein Kriegsjghr betrug der Ausfall an Beiträgen ungefähr
22 000 000 Mk., der Mehrzugang an Invaliden, wenn nur 3%
Prozent der Invalidisierungen der Kriegsteilnehmer zugrunde
gelegt werden, erfordert einen jährlichen Rentenbetrag von
16 000 000 Mk., der von Witwen einen solchen von 8 000 000
Mark, von Waisen 3 000 000 Mk., demgemäß würde für ein
Kriegsjahr eine Renten-Mehrbelastung von 27 000 000 Mk. und