Full text: Grundzüge der Sozialpolitik

6. Kapitel. Mangel, Verlust und Sicherung der Arbeitsgelegenheit. 
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der Arbeitslosigkeit, aber nicht die nach diesem Termin noch zu er- 
erwartende Dauer ermitteln. 
Trotz dieser Schwierigkeiten hat die amtliche und private Statistik 
den tatsächlichen Umfang der Arbeitslosigkeit festzustellen versucht. 
Die erste umfassende Arbeitlosenstatistik hat das Deutsche Reich 
für den 14. Juni und 2. Dezember 1895 veranstaltet. Die Sommer 
aufnahme schloß sich an die Berufs- und Betriebszählung, die Winter 
aufnahme an die Volkszählung an. Das Hauptergebnis ist folgendes. 
An unselbständigen Erwerbstätigen, die nicht wegen Krankheit und 
ähnlicher Gründe arbeitslos waren, wurden festgestellt am 
14 Juni 1895 . . . 179004 = 1,11 °/o der Arbeitnehmer 
2. Dez. 1895 . . . 553640 ^3,43,, „ „ 
Rechnet man die wegen Krankheit und dgl. Arbeitslosen hinzu, so er 
gibt sich an arbeitslosen unselbständigen Erwerbstätigen für den 14. Juni 
1895 die Zahl von 292678 = 1,89°/o und für den 2. Dezember 1895 
von 762 678 = 4,88 °/o der unselbständigen Erwerbstätigen überhaupt. 
Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitnehmer sind hiernach 
die Arbeitslosen nicht so stark, daß man an eine-besonders große 
„industrielle Reservearmee“ im Sinne von Karl Marx denken müßte. 
In den einzelnen Berufsarten finden sich große Abweichungen von 
den Durchschnittsziffern. Namentlich bei der Winterzählung sind die 
Abweichungen bemerkenswert. Der Anteil der beschäftigungslosen 
Arbeitnehmer (einschl. der Krankheitsfälle usw.) an der Gesamtzahl 
der Arbeitnehmer der betreffenden Berufsgruppe betrug: 
14. VI. 95 2. XII. 95 
Fabrikarbeiter, Gesellen usw. ohne nähere Bezeichnung 4,96 °/o 35,66 °/o 
Baugewerbe 2,87 „ 15,61 „ 
Lederindustrie 6;04 _ , 
Industrie der Steine und Erden 47 0 76 ” 
Künstlerische Betriebe 5 g. ’ 
Bekleidung und Reinigung 3 13 542 ” 
Beherbergung und Erquickung 2 54 4 92 
Forstwirtschaft und Fischerei 1 19 4 76 ” 
Polygraphische Gewerbe 43g ’ 
Nahrungs- und Genußmittelindustrie 3,27 4*35 ” 
Handelsgewerbe 3,52 ; 4 24 
Holz- und Schnitzstoffe 2,93 ” 4,00 ’’ 
Metallverarbeitung 2,89 „ 3,75 
Landwirtschaft 0,66 „ 3,62 „ 
Maschinen, Werkzeuge, Apparate 2,57 „ 3,44 „ 
Verkehrsgewerbe 1,30 „ 3,04 „ 
Papierindustrie 2,60 „ 2,86 „ 
Forstwirtschaftliche Nebenprodukte 2,09 „ 2,74 „ 
Chemische Industrie 1,94 „ 2,29 „ 
Bergbau, Hüttenwesen 1,47 „ 2,03 „ 
Textilindustrie 1,64 „ 1,92 „ 
Versicherungsgewerbe 1,50 „ 1,73 ,,
	        
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