Full text: Die Entlöhnungsmethoden in der südwestdeutsch-luxemburgischen Eisenindustrie

6 
Otto Bosselmanu 
nmfs sich dann die Lohnhöhe dem Voranschläge resp. dem 
fabrikatorischen Zweck anpassen. 
Dafs dies auch in der Tat geschieht, dafür hat wiederum 
der Kalkulator den Beweis zu erbringen, indem er genau kon 
trolliert, ob die Voranschläge mit der Wirklichkeit über 
einstimmen. In der Hauptsache bezieht sich eine solche Kon 
trolle auf die Löhne, da die Kosten der Materialien festzu 
stellen, verhältnismäfsig nicht so schwer ist. — So werden 
Meister und Betriebsführer selbst gezwm gen, darauf zu halten, 
dafs für die durch die Konkurrenz gedrückten Löhne eine be 
stimmte Leistung von den Arbeitern auch ausgeführt werde, 
und wenn über das „Meisterunwesen“ sehr oft geklagt wird, 
so findet es in den geschilderten Verhältnissen in vielen Fällen 
seine Erklärung: der Anteil der Löhne an dem Produkt darf 
eben nicht über ein bestimmtes Mafs hinausgehen, wenn 
seine Herstellung für den Fabrikanten noch Zweck haben 
soll. Damit ist nun nicht gesagt, dafs immer in der richtigen 
Weise und an der richtigen Stelle*) gespart wird, wenn auch 
das geschilderte Verfahren typisch für den Verlauf solcher 
Mafsnahmen ist. — Eine derartige Schwierigkeit der Lage 
des Fabrikanten und damit auch des Beamten und Arbeiters, 
die ihnen in niedrigen Löhnen oft recht deutlich zum Bewufst- 
sein gebracht wird, finden wir namentlich bei den „reinen“ 
Werken, da dort die Preise der Rohstoffe zeitweilig gleich 
denen der Halb- und Ganzfabrikate sind. Hier zeigt sich 
ganz deutlich, wie die gesamten Betriebs- und Arbeits 
verhältnisse stets der Ausdruck von Mafsnahmen sind, die der 
Unternehmer seiner Auffassung der Marktlage entnimmt. 
Der solcherweise abwägende und spekulative Geist, der 
sich am Ende in dem verkauften Produkt manifestiert, ist 
*) Bin interessantes Beispiel dafür wird in den Berichten der Ge 
werbe-Aufsichtsbeamten von Elsafs-Lothringen angeführt. Danach glaubte 
ein Fabrikant, den gedrückten Preisen am besten nachkommen zu können, 
wenn er sich recht billige Arbeitskräfte besorgte. Er liefs sich also 
eigens Galizier kommen, die ja sehr geringe Ansprüche stellen. Diese 
lernten und arbeiteten aber so langsam, dafs auch für die billigen Löhne 
bei weitem nicht das Quantum Arbeit erzielt wurde, welches die besser 
bezahlten einheimischen Arbeiter lieferten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.