Full text: Die Entlöhnungsmethoden in der südwestdeutsch-luxemburgischen Eisenindustrie

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Otto Bosselmaun 
kreten Bedürfnisse in höherem Mafse dienstbar gemacht und 
zu seiner Befriedigung dargeboten werden.“*) 
Bei diesem Verkauf von Ware in Form von Lohnarbeit 
wird hier au die Masse von Lohnarbeitern gedacht, die über 
wiegend körperliche Arbeiten verrichten und ausser ihrer 
Arbeitskraft nichts ihr eigen nennen.**) Ihnen dient die Arbeits 
kraft nur noch als Tauschmittel, indem sie dieselbe gegen Be 
zahlung für fremde Produktion zur Verfügung stellen. Damit 
ist schon die besondere ökonomische Natur der Ware Arbeit 
angedeutet: sie bildet die einzige Erwerbsquelle des Arbeiters, 
mit dessen Persönlichkeit sie unauflöslich verknüpft ist — 
*) Aus Brentanos Grundrifs zu seinen Vorlesungen. Ich möchte 
diese Gedanken nur durch wenige Beispiele aus der Praxis illustrieren. 
— Wer selbst im geschäftlichen Leben gestanden und sich über die 
Vorgänge auf dem Gebiete der Produktion Rechenschaft gegeben hat, 
wird diese Sätze Wort für Wort unterschreiben müssen. So sehe 
man sich nur unsere Handels- und Industriegrössen etwas näher an: 
die Spaeter (Rombacher Hüttenwerke), Röchling (Carlshütte, Völklinger 
Hüttenwerke), Iiarcher, Huldschinsky, Hahn, Thyssen u. a. sind 
zuerst Kaufleute gewesen und haben als solche den Markt und da 
mit die vorhandenen Bedürfnisse am besten kennen gelernt. Danach 
sich richtend haben sie Natur, Kapital und Arbeit zweckmäfsig zu 
sammenfassen können, d. b. so, dafs sie in dieser Kombination der Nach 
frage am meisten entsprachen. Sie haben dadurch auch die grössten 
Erfolge erzielt, während so mancher tüchtige Techniker durch Un 
kenntnis der Forderungen des Marktes nur mühsam vorwärts ge 
kommen ist. 
Im übrigen verweise ich auf die interessanten Berichte der Gewerbe- 
Aufsichtsbeamten von Elsafs-Lothringen, worin die verschiedenen Wünsche 
und Ansprüche der Arbeitgeber und Arbeitnehmer charakteristisch her 
vortreten. Hier Anfragen über Absatzverhältnisse, Anlage und Erweite 
rung der Betriebe u. dgl., dort Erkundigungen in Fragen des Lohnes und 
der Arbeitszeit. 
Auch die Berichte des Ingenieurs Möller in der Zeitschrift des Ver- 
eins deuscher Ingenieure (1903) enthalten in dieser Hinsicht viel wert 
volles Material, und zwar aus dem Wirtschaftsleben in den A r ereinigten 
Staaten von Amerika. Dort treten die einzelnen Fälle noch schärfer in 
die Erscheinung. 
**) In den Arbeitsordnungen der Eisenwerke unseres Bezirkes 
werden „unter Lohnarbeiter, alle im Betriebe des Werkes beschäftigten 
Personen verstanden, welche nicht gegen feste Bezüge dauernd mit der 
Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder einer Abteilung des 
selben beauftragt, oder mit höheren technischen Leistungen betraut sind.“
	        
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