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meines Aufenthalts in Süd-Californien sah. Bei dem herr
lieh gelegenen Coronado Beach führen langgestreckte Fuß
gängerdämme einladend in den Stillen Ozean hinaus. An
der Dämme Anfang aber erzählt ein behördliches Schild mit
mächtigen Lettern: „Wer diese Brücke betritt, tut es auf
eigene Gefahr.“
Die öffentlichen Anlagen sind überall nur Nutzanlagen
im engsten Sinne. Auf nichts wird geachtet, als was dem
Verkehr selbst dient. Große Vorsichtsmaßregeln im Eisen
bahnbetrieb werden nicht für erforderlich angesehen, wohl
aber die besten Lokomotiven, zugleich in den Fernzügen
mit allen Bequemlichkeiten des Reisens ausgerüstete
Speise-, Schlaf- und Bibliothekswagen. Bahnbarrieren sind
nicht vorhanden. Schilder mit der Aufschrift: „Achtung!
Wagen!“ gelten als ausreichender Schutz. Auf der endlosen
Atchison, Topeka und Santa Fe-Eisenbahn bemerkt man nur
vereinzelte Bahnwärterhäuser. Hier und da liegen zur
Seite des Gleises einige Ersatzschienen für den Fall rasch
benötigter Ausbesserungen.
Eine Art Arbeitsfanatismus beherrscht die Gemüter.
Die Arbeit ist in den Industriezentren so intensiv, daß sie
kaum eine andere Erholung als den Schlaf zuläßt, und
deshalb sind, wenn man von den großen Städten absieht,
die Einrichtungen für weltliche Vergnügungen überaus spar
sam. Wo es dem Geschäft gilt, wo man der erwerblichen,
kaufmännischen Tätigkeit nachgeht, selbst an kleineren und
entlegenen Plätzen, findet man Hotels, die mit allem Kom
fort und mit überraschendem Glanz eingerichtet sind. Die
Erholungsplätze dagegen bieten nur mäßige Unterkunft,
schlechte Wege, mangelhafte Verkehrsmittel. Die Rast
losigkeit schließt die Erholung aus, die der amerikanische
Gewerbetreibende auch gar nicht daheim sucht. Hat er
Geld übrig, will er für kurze Zeit rasten und sich ver