Full text: Die Dillinger Hüttenwerke 1685 bis 1905

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die innige Verbindung der Stahl- und Eisenlage gehörte, führten naturgemäss zu dem Bestreben, die 
Compoundplatten durch Platten aus gleichartigem Material zu ersetzen. Derartige Versuche wurden von der 
Firma Fried. Krupp, welche im Jahre 1890 die Fabrikation von Panzerplatten in grossartigem Stile auf 
genommen batte, gemeinsam mit den Dillinger Hüttenwerken im Jahre 1891 begonnen und so rasch 
gefördert, dass von Mitte 1892 ab die Herstellung von Compoundplatten eingestellt werden konnte, und an 
deren Stelle Homogenplatten aus Nickelstahl traten, welche in ihrer Widerstandsfähigkeit die Compound 
platten erheblich übertrafen. Auch hier folgte eine rasche Verdrängung einer Art durch eine andere. Zuerst 
stellte man einen weichen, kohlenstoffarmen Nickelstahl her. Sehr bald ging man jedoch zur Herstellung 
eines Nickelstahls mit höherem Kohlenstoffgehalt über. Aber auch diese Horaogen-Nickelstahlplatten wurden 
nur während einer verhältnismässig kurzen Zeit erzeugt. Schon im Jahre 1895 trat die Firma Fried. Krupp 
mit den von ihr erfundenen, einseitig gehärteten Nickelstahlplatten auf, welche von da ab für die Panzerung 
der deutschen Kriegsschiffe zur Verwendung gelangten. Die Einführung dieser Fabrikation erforderte in 
Dillingen wiederum umfangreiche Neubauten und Neuanlagen, die 1896 bis 1898 in Angriff genommen 
und fertig gestellt wurden. Der grösste Teil des alten Puddelwerks, eines niedrigen Gebäudes mit 
dicken, massiven Mauern und einem Eichenholzdach, wurde niedergelegt. An seiner Stelle entstand 
der ganz in Eisen erbaute Pressbau, dessen Grössenabmessungen das Bild erkennen lässt. Die lichte 
Weite des Mittelschiffs beträgt 18 m bei einer Gesamtlänge von 14G m. Die Krahnbahn läuft 12,8 m 
über Hüttenflur, die beiden Seitenschiffe sind 13,65 m breit. Dieser Bau enthält eine dampfhydraulische 
Presse, die bei vollem Dampfdruck eine Pressung von zehn Millionen Kilogramm auszuüben vermag. Sie 
dient zum Biegen dicker Panzerplatten und zur Herstellung schwerer Schmiedestücke. Das Bild ver 
anschaulicht diese 10 000-t-Presse. Ferner enthält das Mittelschiff eine zweite ganz neu erbaute dampf- 
hydraulische Presse zum Biegen von Panzerplatten, ein grosses Oelbassin und ein Wasserbassin, beide 
für die Härtungsprozesse bestimmt. Endlich stehen eine beträchtliche Anzahl von Panzerglühöfen in 
den Seitenschiffen, deren Herde durch mechanische Vorrichtungen in das Mittelschiff gezogen werden 
können. Da auch die alte Panzerwalze für die vergrösserten Masse der Platten nicht mehr recht hinreicht, 
so befindet sich augenblicklich eine neue, die ebenfalls in diesem Pressbau aufgestellt wird, im Bau. Ihre 
Abmessungen sind bemerkenswerte. Die Dampfmaschine hat 8000 bis 10000 Pferdekraft, jeder Walzen 
ständer wiegt 73 000 kg, jede Walze 51 000 kg. Sie ist mit einer elektrischen Vorrichtung zum Umwenden 
der warmen Platten versehen, damit diese während des Walzprozesses auf beiden Seiten von Schlacke ge 
reinigt werden können. Die dann den Platten etwa noch anhaftende Schlacke wird später nach dem Er 
kalten mit pneumatischen Hämmern beseitigt. 
Eine Reihe von Darstellungen aus den verschiedenen Betriebswerkstätten der Panzerfabrikation 
giebt am besten ein Bild von der Grösse und dem Umfang der besonderen Einrichtungen, welche 
dieser Betriebszweig erfordert. Aus den beigefügten Abbildungen beschossener Platten aus den ver 
schiedenen Fabrikationsperioden ist ferner deutlich zu erkennen, dass Mühe und Kosten auch nicht 
umsonst gewiesen sind, sondern dass eine ganz gewaltige Zunahme der Widerstandsfähigkeit der Platten 
erzielt worden ist.
	        
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