ist, die unruhigen, vorwärtsstrebenden Geister haben
in ihr keinen Raum. Jedes Vorwärtsstreben kommt
aus einem Ungenügen, einer Sehnsucht, einem Man
gel an innerem Glück. Betrachten wir mit einem ein
zigen großen Blick die Jahrtausende der geschichtlichen
Menschheit; soweit wir sehen können, finden wir,
daß beides nötig ist für die Menschheit: die Ruhe und
die Bewegung, das Stehen und der Fortschritt, die
stille Art Menschen und die vorwärtsstrebende, die sitt-
lich-harmonisch-schöne Art und die denkend-häßlich-un-
glückliche Art. Vielleicht das beste Beispiel für ein ste
hendes Volk sind die Aethiopier, welche schon Homer
rühmt, und welche alle ihre Vorzüge bei ihrer ruhen
den Gesittung bis auf heute unverändert erhalten ha
ben durch die Jahrtausende: es ist, als ob etwas Ster
bendes in diesem Volke ist. Blicken wir auf die Jahr
tausende, so sehen wir, daß Fortschritt und Bewegung
notwendig, sind, daß die Menschen, welche nicht das
Glück wollen, sondern Kampf, Unruhe und Leben, nicht
verkommen dürfen. Wir haben auch nicht etwa ein
Maß, nach welchem wir bestimmen können: so und
so viele Teile Ruhe, so und so viele Teile Fortschritt
sind für die Menschheit notwendig; nicht wir bestim
men den Lauf der Geschichte, sondern Gott. Aber wir
wissen: die auflösenden Triebe haben nun heute den
Zusammenbruch erzeugt, wir müssen eine neue Gesell
schaft gründen, und diese Gesellschaft muß im Gegen
satz zu der zusammengebrochenen stehen, sie muß in
2 Ernst, Marxismus
I?