IV.
Handelsbilanz und Volkswirtschaft.
In einer großen Zahl von Fällen wird daher die Frage
stellung nicht nach der Größe der Einfuhr und der Ausfuhr gehen,
sondern darnach, wie sich Einfuhr und Ausfuhr zu einander ver
halten. Gerade von Männern, die im praktischen Wirtschaftsleben
stehen, hört man oft die Ausdrücke „Bruttoeinfuhr" und „Brutto
ausfuhr" für Einfuhr und Ausfuhr überhaupt, dagegen „Netto-
einfuhr", beziehungsweise „Nettoausfuhr" für die Differenz zwi
schen Einfuhr und Ausfuhr, und sie meinen oft diese „Nctto-
einfuhr" oder „Nettoausfuhr", wenn sie nur nach Einfuhr oder
Ausfuhr fragen.
Für die Darstellung des zahlenmäßigen Verhältnisses
zwischen Einfuhr und Ausfuhr bestehen nun drei Möglichkeiten.
1. Darstellung der Einfuhr und der Ausfuhr in Prozenten des aus
beiden bestehenden Außenhandels. 2. Darstellung der Einfuhr
in Prozenten, Promille u. s. w. der Ausfuhr oder umgekehrt.
3. Darstellung der Differenz zwischen Einfuhr und Ausfuhr.
Gebräuchlich ist die letzte Darstellungsweise, für die sich sogar
ein eigener Ausdruck entwickelt hat:
„Handelsbilanz nennt man den Saldo, der sich aus dem Ver
gleiche des Wertes der Warenausfuhr und der Wareneinfuhr eines
Staates ergibt. Man nennt sie günstig oder ungünstig, je nach dem
der Wert der Ausfuhr oder der Einfuhr überwiegt.""
„I. Begriff der Handelsbilanz. Sie ist das rech
nungsmäßige Ergebnis des in einem bestimmten Zeitabschnitte,
nämlich einem Jahre erfolgten Austausches von Warenwerten
eines Landes — einer Volkswirtschaft —- mit dem Auslande über
haupt oder mit einem bestimmten anderen Lande, falls man diesen
Vergleich mit Bezug aus ein einzelnes fremdes Land anstellen
will. Man pflegt zu sagen, daß sich die Handelsbilanz für ein
Land .günstig' stelle, wenn die Summe seines Ausfuhrwertes die
des Einfuhrwertes überragt,,ungünstig', wenn es dem Werte nach
54 9t alt) gen: Handelsbilanz und Zahlungsbilanz, im Wörterbuch der
Volkswirtschaft, Bd. I, Jena 1911.