Full text: Die Volkswirtschaft Österreich-Ungarns und die Verständigung mit Deutschland

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Hinsichtlich der Entwicklung der Zuckererzeugung in Österreich-- 
Ungarn sei erwähnt, daß die Rübenverarbeitung in Österreich-Ungarn 
im Jahre 1854/55 2,8 Millionen q betrug, im Betriebsjahre 
1890/91 auf 68,6 Millionen q stieg und in de» letzten Jahren 
zwischen 100 und 127 Millionen q schwankte. Die heimische Zucker 
erzeugung deckte im Betriebsjahre 1854/55 nur ungefähr ein Drittel 
des rund eine halbe Million q betragenden Zuckerverbrauches. Für 
den übrigen Bedarf sorgte der aus den Kolonien eingeführte Rohr 
zucker, der meist in der Monarchie raffiniert wurde. Schon nach 
zehn Jahren wurde aber der auf das Doppelte steigende Verbrauch 
durch die heimische Rübenzuckerindusirie allein versorgt und der Pro- 
duktionsüberschuß im Auslande abgesetzt. Obwohl sich der Verbrauch 
trotz steigender Belastung durch staatliche Abgaben weiter recht günstig 
entwickelte, nötigte das Emporschnellen der Erzeugung zu einem er 
höhten Absatz im Auslande, wobei mit Rücksicht auf gleichartige Maß 
nahmen im Auslande die Unterstützung durch Ausfuhrprämien nicht 
entbehrt werden konnte. 1890/91 erreichte die Erzeugung in Österreich- 
Ungarn 7 Millionen q bei einem Jnlandsverbrauch von nicht ganz 
3 Millionen q. 
Der Abschluß der Brüsseler Konvention (5. März 1902), ein 
glücklicher Wendepunkt im internationalen Betriebe der Zuckerindusirie, 
womit die Abschaffung aller direkten und indirekten Ausfuhrprämie» 
verfügt wurde, zeitigte auch in Österreich überwiegend vorteilhafte Wir 
kungen. Die Befürchtungen, die man vielfach wegen ungünstiger 
Rückschläge auf die Rübenzuckerindustrie gehegt hatte, haben sich nicht 
als gerechtfertigt erwiesen, wenn auch die überseeische Rohrzuckerin 
dustrie durch die Erhöhung des Weltmarktpreises, der nicht mehr durch 
prämiierten Zucker künstlich herabgedrückt wurde, einen außerordent 
lichen Aufschwung genommen hat *). Die Zuckererzeugung hat 
1913/14 und 1914/15 in Österreich je 11,7 Millionen q betragen, 
während die bezüglichen Ziffern für Ungarn 5,2 und 4,5 Millionen q 
ausmachten. Die Ausfuhr erreichte im Jahre 1913/14 in Österreich 
*) Während beim Abschluß der Brüsseler Konvention der wesentlich größere 
Teil der Weltzuckererzeugung auf die Rübenzuckerindustrie entfiel, hat seither 
die Rohrzuckererzeugung wieder derart zugenommen, daß von der Gesamterzeugung 
von 18,6 Millionen Tonnen im Betriebsjahre 1913/14 9,8 Millionen Tonnen auf 
Rohrzucker und nur 8,8 Millionen Tonnen auf Rübenzucker entfielen.
	        
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