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Meereskunde.
Zwecke dem Hafen von Obok den Vorzug geben sollte,
weil hier der Ankergrund vorzüglich ist und die dem
Hafen vorgelagerten Korallenriffe natürlichen Schutz
gegen feindliche Angriffe bieten und so die Anlage starker
Befestigungen, zum Teil wenigstens, überflüssig machen;
man ist aber aus den verschiedensten Gründen dazu ge
kommen, den Ausbau von Dschibuti vorzuziehen.
In Westindien besitzt Frankreich in Fort de France
auf der Insel Martinique zur Zeit eine Kohlenstation,
welche nach Fertigstellung des Panama-Kanals zu einem
Flottenstützpunkte ausgebaut werden soll. Im Indischen
Ozean und in der Südsee sind die französischen Inter
essen nicht groß genug, um die Unterhaltung kostspieliger
Stützpunkte zu rechtfertigen, und Frankreich beabsichtigt
nicht, die dort vorhandenen Kolonialhäfen zu Stütz
punkten auszubauen; zu diesen Häfen wäre in erster Linie
Noumea auf Neu-Kalcdonien zu rechnen.
Auch Frankreich steht durchaus auf dem Stand
punkt, daß die Verteidigung seiner Kolonien eine See
machtfrage ist; erringt und behauptet Frankreich in
einem europäischen Kriege die Seeherrschaft, so ist
auch der Besitz seiner Kolonien gesichert. Die Flotten
stützpunkte sind im allgemeinen nur dazu bestimmt,
den Auslandsschiffen Schutz und Zuflucht sowie
Hilfsmittel zu Reparaturen und zur Ergänzung der Aus
rüstung zu gewähren; ihre Einrichtung dient keinem
anderen Zweck. Ihre Wahl ist nach ganz besonderen, von
der Kolonie, in der sie liegen, unabhängigen Gesichts
punkten erfolgt; nur in Ausnahmefällen kommen sie zu
deren Verteidigung in Betracht, z. B. in Cochinchina, wo
Saigon gleichzeitig der Schlüssel der Verteidigung und
der politische und wirtschaftliche Vorort der Kolonie ist.
Während England und Frankreich mit der Entwick
lung ihrer Seemacht und ihres überseeischen Handels so