Bier und seine Rohstoffe
A. Rohstoffe.
I. Wasser.
Ein Wasser für die Bierbereitung, wie für die meisten technischen Betriebe
zur Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, muß dieselbe gute Be
schaffenheit besitzen wie Trinkwasser, vor allen Dingen klar, hell, geruchlos
und rein sein.
Ein an organischen Stoffen reiches Wasser liefert ein weniger haltbares Bier
und befördert beim Einweichen der Gerste die Schimmelbildung; ein Wasser, welches
Ammoniak, salpetrige Säure und Schwefelwasserstoff enthält, muß von jeglicher
Verwendung ausgeschlossen werden. Auch ein Eisengehalt von über 4—5 mg in 1 1
gilt als störend.
Im übrigen können recht verschiedenartige Wässer mit gleichem Erfolge für die
Bierbrauerei verwendet werden.
Ein hoher Gehalt des Wassers an den Bikarbonaten von Kalk und Magnesia
soll beim Einweichen der Gerste insofern günstig sein, als er die Lösung von Proteinstoffen
und Phosphorsäure vermindert, dagegen insofern nachteilig, als er den Weichvorgang ver
langsamt. Nach Ullik hängt indes die Menge der gelösten organischen Stoffe beim Ein
weichen der Gerste weniger von der Beschaffenheit des Wassers als von der Dauer der
Einweichung ab. Auf den Gärvorgang können die Bikarbonate keinen Einfluß ausüben,
weil sie beim Kochen der Würze ausgefällt werden; höchstens können sie hierbei etwas
Phosphorsäure mit ausfällen, aber es geschieht jedenfalls nicht in dem Maße, daß die Hefe
an diesem wichtigen Nährstoff Mangel leiden könnte.
Ein mäßiger Gehalt an Calciumsulfat (Gips), etwa 200—300 mg für 1 1, wird
als vorteilhaft angesehen, indem er ein zu weit gehendes Auslaugen in der Mälzerei ver
hindern, die Bruchbildung (Abscheidung der Biweißstoffe) beim Würzekochen unterstützen
und die Hefe mit dem unentbehrlichen Kalk als Nährstoff versorgen soll. Gipsfreie bezw.
-arme Wässer sucht man durch künstlichen Zusatz an Gips anzureichern. Ein zu hoher
Gipsgehalt (über 1000 mg für 1 1) gilt jedoch als nachteilig; ebenso sind größere Mengen
Magnesiumsulfat schon wegen ihrer abführenden Wirkung verwerflich.
Gewisse Mengen von Chlornatrium (bis 750 mg in 1 1) gelten, besonders für die
Herstellung dunkeier, voll- und süßschmeckender Biere, als günstig; das trifft aber nur
dann zu, wenn das Chlornatrium aus natürlichen, nicht verunreinigten Bodenschichten her
rührt. Entstammt dasselbe aber Bodenschichten, welche mit kochsalzreiohen, menschlichen
oder tierischen Abfallstoffen duroktränkt sind, so ist der höhere Gehalt an Chlornatrium
wegen der sonstigen, dasselbe verunreinigenden Bestandteile zu verwerfen; mehr als 1000 mg
Chlornatrium in 1 1 Wasser beeinträchtigen zudem die Keimung, Gärung wie Klärung.
Größere, 10—20 mg in 1 1 übersteigende Mengen Kali deuten in der Hegel 1 ) auf
Verunreinigungen vorstehender Art hin und sind nachteilig; als besonders nachteilig gelten
xllkalikarbonate bezw. -bikarbonate, weil sie die diastasische Wirkung bezw. Verzuckerung
sowie die Bruchbildung beim Würzekochen schwächen und der Würze einen rauhen
Hopfengeschmaok verleihen.
J ) Ausgenommen sind natürlich Verunreinigungen durch Zuflüsse aus der Bau
industrie.