Full text: Die Kartellierung in der Brau-Industrie

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mit welchen eine Jahrhunderte alte Tradition die Entwicklung 
des Gewerbes eingeengt hatte, endgültig beseitigt. Die 
neuen Ideen von der Zweckmäßigkeit des wirtschaftlichen 
Sichauslebens des Einzelnen, der Glaube an die Allmacht 
der von allen Fesseln befreiten wirtschaftlichen Betätigung 
des Individuums hatte alle Kreise ergriffen. Der Eigennutz 
galt als Quelle des ökonomischen Prinzips in der Produktion 
und der Volkswirtschaft überhaupt. Wenn jeder produzieren 
kann, was er will, so zwingt ihn sein Selbstinteresse dazu, 
gerade das herzustellen, wonach verlangt wird und Qualität 
und Preis aus Rücksicht auf die Konkurrenz den Interessen 
der Konsumenten anzupassen. Das Streben nach dem 
eigenen Vorteil zeitigt gleichzeitig die volkswirtschaftlich beste 
und zweckmäßigste Verteilung der Güter und Arbeitskräfte. 
Dies Prinzip der wirtschaftlichen Freiheit kam aber 
zur recht eigentlichen Entfaltung und Wirksamkeit erst durch 
die gleichzeitig einsetzende beispielslose Entwicklung der 
Technik. Schon die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts 
hatte die großen Erfindungen gesehen, welche eine völlige 
Umwälzung der Textilindustrie hervorriefen. 1790 fand die 
Dampfmaschine Eingang in letztere. Von 1760—70 begann 
man, die Steinkohle zum Ausschmelzen des Eisens zu be 
nutzen, wodurch der Kohlenbergbau und die Metallindustrie 
einen ungeheuren Aufschwung nahmen. Eine Erfindung 
folgte der anderen, fast jedes Gewerbe wurde davon er 
griffen und damit der Uebergang vom Handwerk zum Fabrik 
betrieb angebahnt. Die Verwendung von Maschinen, ins 
besondere der Dampfmaschine, gestaltete dgn Betrieb von 
Grund aus um. Preußen zählte 1 ) 1840: 600 Dampfmaschinen 
mit 11000 Pferdekräften, 1910: 88187 feststehende Dampf 
maschinen mit 5,84 Millionen Pferdekräften. 
’) nach Conrad, Grundriß. Bd. 2, § 37.
	        
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