Erstes Kapitel
Die bisherige Behandlung des Problems
^^ie Währungsfragen, jene jahrhundertealten Probleme,
von deren Erörterung die ganze ökonomische Wissenschaft
eigentlich ihren Anfang genommen hat, schienen in den letzten Jahren
des 19. und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts im wesentlichen
erledigt. Alle wichtigeren Länder hatten die Goldwährung,
die als das Ideal einer Währung galt; und in der Tat herrschten
auf ihrer Grundlage fast überall stabile Gcldverhältnisse. So gab
es keine praktischen Geldprobleine, und die Praktiker des Wirt-
schaftslebens sahen mit einer gewissen Geringschätzung auf die auch
nicht zahlreichen unpraktischen Theoretiker, die sich um „Metallis-
nms" oder „Chartalismus" stritten, darum, ob der Wert des Geldes
auf den, Edelmetall beruhe oder ob das Geld ein „Geschöpf der
Rechtsordnung" sei.
Der Weltkrieg hat nun auch hier alles wieder ins Wanken
gebracht. Ob man die Grundsätze der Goldwährung aufhob, wie
in den meisten kriegführenden Staateil, oder ob man sie, wenigstens
in einigen Punkten, beibehielt, wie in England und den neuttaleri
Ländern, wo man aber auch überall zu gewissen Einschränkungen
gezwungen wurde, die Stabilität des Geldwesens war dahin.
Die Preise stiegen überall, die Wechselkurse der kriegführenden
Länder sanken und die der neutral«» Länder untereinander bewegten
sich iir den sonderbarsten Schwankungen. Weitgebeilde Eingriffe
des Staates in das Geldweseii erfolgten gleich in den ersten Tagen
in allen kriegführenden Staaten und mit der längereil Dauer des
Krieges und der ungeheuerlicheil Steigerung seiner finanziellen
Anforderungen scheute man überall vor den Maßnahmen nicht
zurück, mit denen man von jeher in kritischen Zeiten den Eiilfluß
des Staates auf das Geldweseil benutzt hatte, lim ihm neue Ein-