Full text: Die Lehren des Marxismus im Lichte der russischen Revolution

Wagschalen reagiert. Die Veränderung des Preises kann 
durch die Nachfrage bewirkt werden. Wenn beispielsweise 
die Herbstkälte unverhofft früh eintritt, so empfinden die 
Käufer ihren Bedarf nach warmer Kleidung intensiver; ist 
aber diese Kleidung nur in einem Umfange vorrätig, der auf 
die üblichen Wetterverhältnisse berechnet ist, so treibt die 
Konkurrenz der Verbraucher ihren Preis in die Höhe. Ein 
anderes Beispiel: Wird ein Land, das dem Weltmarkt einen 
beträchtlichen Teil von Lebensmitteln liefert, von einer Miß- 
ernte betroffen, so steigen die Preise der Lebensmittel; da 
aber diese der Befriedigung lebenswichtiger Bedürfnisse 
dienen, so wird die Befriedigung weniger dringender Bedürf- 
nisse aufgeschoben, und die Preise der betreffenden Ver- 
brauchsgüter sinken. — Ebensogut kann eine Veränderung 
im Angebot stattfinden. Wir erwähnten soeben die Abhängig- 
keit der Preise landwirtschaftlicher Produkte von den 
Schwankungen der Ernte. Häufiger in der kapitalistischen 
Wirtschaft ist allerdings ein Fortschritt der Produktion, der 
es ermöglicht, mit den gleichen Aufwendungen eine immer 
größere Menge von Produkten zu erzeugen. Diese können 
dann auf dem Markte nur zu niedrigeren Preisen als bisher 
realisiert werden. Der Marktpreis der Verbrauchsgüter be- 
stimmt dann seinerseits den Umfang der Mittel, die zur weite- 
ren Erzeugung eines jeden dieser Güter herangezogen wer- 
den dürfen. 
Neben dem Markte der Verbrauchsgüter existiert aber auch 
ein Markt der Produktionsmittel, auf dem ein Wettbewerb 
der Unternehmer stattfindet. Durch vollkommene Konkur- 
renz erlangt jedes Produktionsmittel einen Preis, der seiner 
Grenzproduktivität, d.h. dem Maße entspricht, in dem die 
Produktivität eines Betriebes durch die Heranziehung des be- 
treffenden Produktionsmittels gehoben wird. Auf diese Weise 
entsteht ein gewisses labiles Gleichgewicht zwischen dem 
gesellschaftlichen Bedarf und. der Produktionsorganisation. 
Dieses Gleichgewicht ergibt sich bald bei diesem, bald bei 
jenem Preisniveau, bald bei diesem, bald bei jenem Umfang 
der Produktion. Der Gleichgewichtspunkt verschiebt sich 
fortwährend infolge der Stöße, die bald aus der Sphäre der 
Nachfrage; bald aus der des Angebots — der Produktion 
kommen. Der Vorgang der Preisbildung verläuft spontan, die 
Menschen, die an diesem Vorgang teilnehmen, gehen von 
keiner Theorie aus und greifen nur selten zum statistischen 
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