Full text: Die drei Nationalökonomien

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wenn der Betrieb ergiebiger gestaltet werden soll, kann ich nur ge- 
wisse Maßnahmen treffen; wenn ich die Austauschvorgänge auf dem 
Markte erleichtern und beschleunigen will, ebenso usw. Endlich aber 
kann eine bestimmte Produktions- oder Transporttechnik zwangs- 
läufig bestimmte Mittel zur Durchführung eines Verfahrens not- 
wendig machen: Ein Bahnhof hat — innerhalb eines gewissen Spiel- 
raumes — bestimmte Bedingungen nach einem ganz bestimmten Vor- 
bild zu erfüllen; will ich in alter Weise telegraphieren, muß ich 
Drähte legen; um Stahl nach dem Bessemerverfahren herzustellen, 
muß ich Birnen ganz bestimmter Anordnung bauen, darum eine ganz 
bestimmte Anzahl bestimmt geschulter Arbeiter in einem Raume 
nes bestimmten Grundrisses gruppieren usw. 
Man sieht: die Gleichförmigkeit der objektiven Bedingungen, die 
aur bestimmte Ausführung zuläßt, begegnet sich hier mit der Gleich- 
[örmigkeit der Motivation, um die Gleichförmigkeit des Geschehens 
hervorzurufen. Begreiflicherweise, da ja die Mittelwahl gleichzeitig 
immer eine Setzung von‘ (Zwischen-) Zwecken bedeutet. 
Fragen wir nach dem Geltungswert der im vorstehenden gemachten 
Feststellungen, so haben wir nichts anderes vor uns als den Ent- 
wurf zu einer Theorie der Gleichförmigkeiten im Wirtschafts- 
leben, einer „Theorie‘‘, das heißt hier: eines Systems der Möglichkeiten, 
die als Gründe für eine ’gleichförmige Gestaltung des Geschehens 
in Frage kommen. Unter diesen Möglichkeiten haben wir gefunden: 
zufällige und notwendige, so daß sich das wirkliche Geschehen als 
ein Gewebe aus Zufall und Notwendigkeit dem verstehenden Geiste 
darstellt. Daß die Menschen Entschlüsse fassen und daß sie die, unter 
dem Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit betrachtet. richtigen Ent- 
schlüsse fassen, ist dem Zufall anheimgegeben; wie sie sie fassen 
and durchführen, wenn sie sie zweckmäßig durchführen, unterliegt 
strengen Gesetzen. Es gilt für alles Geschehen das tiefsinnige Wort 
des Mephistopheles: 
„Im ersten sind wir frei, im zweiten sind wir Knechte.“ 
Oder, wie in der klaren Sprache des H. Thomas derselbe Gedanke 
jautet13t; „Nihil est adeo contingens, quia in se aliquid necessarium 
154 S, Thom. Aquin, Summa theol. ı p. qu. LXXXVI. a. 3.
	        
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