Full text: Die drei Nationalökonomien

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Kultur- und Naturwissenschaften grundsätzlich. Diese Standpunkt- 
gebundenheit bedeutet eine weltanschauliche Gebundenheit — ‚auch 
für alle Wissenschaft, nur in einem stärkeren Grade für die Kultur- 
wissenschaft. Die weltanschauliche Gebundenheit äußert sich aber 
in folgendem: 
ı. in der Zielsetzung der Erkenntnis; diese kann himmlischen 
oder irdischen Zwecken dienen, das heißt sie kann eine Erkenntnis 
zu Gottes Ruhm sein: um die göttliche Macht, Weisheit und Güte 
in allen Dingen zu erschauen, oder eine Erkenntnis zu diesseitigen 
Zwecken. Diese irdische Erkenntnis kann wiederum versehiedenen 
Zwecken dienen: entweder dem reinen Erkenntniszweck oder außer 
ihr gelegenen Zwecken: im Bereiche der Natur kann erkannt werden, 
um diese zu beherrschen: „savoir pour prevoir‘“, „calculer pour do- 
miner“, im Bereiche der Kultur, um politische oder andere praktische 
Forderungen zu rechtfertigen oder um die Mittel an die Hand zu 
geben, mit denen man das menschliche Dasein verbessert. 
Gerade der Sozialwissenschaft hat man im modernen Westeuropa 
von jeher diese Aufgabe mit Vorliebe gestellt. Schon in ihren Anfängen 
vernehmen wir die Stimme, des trefflichen J. J. Becher, der ihr 
und ihren Vertretern nur soviel Berechtigung einräumt, als sie dazu 
dient, „den Statum corruptum der Menschheit zu korrigieren“. In 
der Gegenwart wird sie namentlich von ihren sozialistischen Wort- 
führern gern als Helferin im sozialen Kampfe angerufen: sie habe 
die „Richtigkeit“ der Endziele zu ‚beweisen‘, sonst sei sie ein 
müßiges Gerede: „La scienza sorge per effetto del fine che la teoria, 
se non vuol essere oziosa, ha dovuto giustificare. Il suo oggetto 
® appunto questo fine...‘ „una scienza oggiettiva & una contra- 
dizione in termini‘“ (!). So der kluge Arturo Labriola®, so ähn- 
lich aber urteilt auch der nicht minder kluge Max Adler®. Aber auch 
in den Reihen der „bürgerlichen“ Nationalökonomen gibt es Männer, 
die denselben „praktischen“ Sinn verraten und in einen schroffen 
Gegensatz zu den „reinen Wissenschaftlern“ treten. Gegen ein Wort 
Schumpeters: „der Lehre der Wissenschaft um der Wissenschaft 
5 Arturo Labriola, Il valore della Scienza. 19:2. pag. 312. 
6 Max Adler, Marxistische Probleme, 1913. S. 58€. -
	        
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