Full text: Die Meistbegünstigung im modernen Völkerrecht

$ 13. Grundsätzliche Geltung. 61 
si un Etat doit se considerer comme oblige de donner dans tous les cas la 
clause de la nation la plus favorisee aux pays avec lesquels il entretient des 
velations normales ou si, au contraire, la clause peut Ere vefusge ou limitee 
dans le cas ou le pays qui la veclame ne veut pas donner une juste contre- 
partie.‘ 
Man geht wohl kaum zu weit, wenn man dem vom Wirtschafts- 
komitee aufgeworfenen Problem einstweilen keine aktuelle Bedeutung 
beimißt. Nach geltendem Recht besteht eine Verpflichtung zur Ge- 
währung der Meistbegünstigung nur für den Staat, der eine solche 
vertraglich übernommen hat!. Hiervon abgesehen, könnte ein Meist- 
begünstigungsanspruch nur auf ein dahingehendes Gewohnheitsrecht 
gestützt werden. Ein solches existiert jedoch m. E. bis heute nicht. 
Man darf die Tatsache nicht übersehen, daß für zahlreiche, vielleicht die 
Mehrzahl der Staaten die Gewährung der Meistbegünstigung durchaus 
keine Selbstverständlichkeit ist, zumal sie sich diese im allgemeinen erst 
durch eine Gegenleistung abkaufen lassen. Allerdings gehen einige 
Staaten von der Fiktion aus, daß das entsprechende Meistbegünsti- 
gungsversprechen der Gegenpartei grundsätzlich eine äquivalente 
Gegenleistung sei. Die gegenseitige Zusicherung der Meistbegünstigung 
wird dann bei dem übrigen Tauschgeschäft des Handelsvertrages, ins- 
besondere den Tarifverträgen, nicht besonders in Rechnung gestellt. 
Sehr bemerkenswert sind die Feststellungen des Wirtschaftskomitees 
zu dieser Frage?: 
„En fait, des conceptions diffe&rentes en mati@res de tarifs et de 
methodes contractuelles semblent, d’une maniere generale, liees a des 
conceptions diff&rentes concernant le traitement de la nation la plus 
favorisge. Tandis que les Etats qui se refusent ä n&gocier en mati&re 
tarifaire reclament le traitement de la nation la plus favorisee comme 
une condition prealable de tout traite et comme un droit qui ne saurait 
etre mis en discussion, au contraire, les Etats qui ont congu leurs tarifs 
en vue de la negociation et qui attachent plus de prix aux conventions 
tarifaires qu’A la garantie juridique que constitue la clause de la nation 
la plus favorisee lorsqu’elle ne s’accompagne point d’avantages tarifaires, 
considerent l’octroi de la clause de la nation la plus favorisge, comme 
subordonne ä V'entente sur les tarifs.“ 
Wenn somit auch bei einer Reihe von Staaten die gegenseitige Be- 
handlung auf dem Fuße der meistbegünstigten Nation in Übung ist, so 
besteht doch gegenwärtig noch nicht die allgemeine Rechtsüberzeugung 
von der grundsätzlichen Geltung des Meistbegünstigungsgrundsatzes, 
Diesen Standpunkt hat auch die Weltwirtschaftskonferenz eingenommen, 
1 Vgl. SCHUMACHER: a. a. O. S. 114. 
2 Comite& Economiaue, Rapport vom ıa. Juli 1928, S. 3.
	        
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