Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

auf einen Ausfuhr überschuß. Der Zustand, daß das Reich die 
Kriegstribute aus Auslandskrediten bezahlt, dauert also an, d. h. 
wir zahlten an die Gläubiger auch 1929, was sie uns borgten. Daß 
dies nicht in fernste Zeiten fortgehen kann, ist klar. Je nach Zeit 
und Umständen bedingt dies Leihen eine Erfassung deut— 
scher Produktionsmittel durch das Ausland, sei es in der 
Form der Pfandhaftung, sei es in der Form der Besitzbeteiligung 
durch Aktienerwerb. Damit will ich nicht etwa „Uberfrem- 
dung“ als Schreckgespenst schlechthin hinstellen. Wenn es gelingt, 
die deutsche Führung festzuhalten, wenn fremdes Kapital dem 
Werke deutschen Geistes und deutscher Hände Grundlagen und Mög— 
lichkeiten gibt, mehr Wert für die deutsche Volkswirtschaft und Aus— 
fuhrsteigerungen nach Ländern zu erzielen, die wir sonst im Wett— 
bewerb mit kapitalstärkeren Ländern nicht erreichen könnten, so 
liegt darin ein Aktivum für unsere Volkswirtschaft. Aber es gilt 
auch, sich der Gefahren bewußt zu bleiben, die in solchem Ein— 
dringen liegen, und die Grenzen zu beachten, jenseits deren die mög— 
lichen Gefahren zu Wirklichkeiten werden. Es bleibt daher das 
Ziel, zwar die Kreditwürdigkeit der deutschen Wirtschaft zu steigern, 
ihre Kreditbedürftigkeit aber durch Stärkung der eigenen Kapital— 
kraft zu senken, um so dem Ziele einer nicht nur bilanztechnisch, 
sondern auch wirklich ausgeglichenen Zahlungsbilanz sich zu nähern. 
In der Tat besteht, wenn auch zu Ende 1929 und Anfang 1930 
ein erheblicher Rückgang des Umsatzes, wenn ferner, hoffentlich nur 
borübergehend, ein Nachlassen der Spareinlagen zu sehen war, wenn 
an sich die Zahl der wirtschaftlichen Schwächepunkte, Konkurse und 
Vergleiche erheblich gestiegen ist, doch die Hoffnung, daß sich in 
Deutschland bei außen- und innerpolitischer Beruhigung trotz 
mancher Depressionen in der Weltwirtschaft eine aufsteigende Linie 
allmählich durchsetzen wird. Die Verminderung der Wechsel— 
umlaufziffern und die gleichzeitige Erhöhung der Bank— 
debitoren ist freilich nicht als ein Zeichen wirtschaft— 
licher Erstarkung zu betrachten, und ebensowenig läßt die 
Verflüssigung des Geldmarktes darauf schließen. 
In diesen Erscheinungen zeigt sich vielmehr zu einem erheblichen 
Teil ein gewisser Rückgang der Geschäftstätigkeit, 
der, wie immer in Zeiten einer Depression, den Geldbedarf der 
aArbeitenden Wirtschaft mindert. Andererseits ist die internationale 
Senkung der Zinssätze eine Erleichterung für die deutsche Wirt—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.