Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

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Das kann bestimmt nicht nur und auch nicht an erster Stelle 
durch Zollerhöhungen geschehen, die unsere Handelsverträge ge— 
fährden würden, es muß gleichzeitig dazu kommen — und es ist 
hierfür die höchste Zeit — daß die Landwirtschaft durch Ver⸗— 
besserung ihrer Technik in Erzeugung und Behandlung 
sich besser dem heimischen Bedarf anpaßt. Die großen Beträge, die 
vom Reich und den Ländern zur Gesundung des Genossenschasts- 
wesens und zu allen möglichen Einzelzwecken verausgabt werden, 
wären verloren, wenn nicht bald Wesentliches erreicht würde. Wir 
wissen, wie schwer der Landwirtschaft diese Ausgabe durch Kapital— 
entblutung und Überschuldung gemacht ist. Dennoch muß erwartet 
werden, daß alsbald große Fortschritte erreicht werden, für die der 
Handel schlechterdings nicht entbehrt werden kann und in weitestem 
Maße zugezogen werden muß. Werden nicht bald gewisse Voraus— 
setzungen geschaffen, so würden — leider — auch die besten Aufrufe 
an die Verbraucherschaft nicht viel nützen, das nationale Denken 
nicht schlechthin beim Verbrauch aufhören zu lassen, wie es leider 
ohne Unterschied der Berufs- und Einkommensschichten so weit— 
verbreitete Gepflogenheit in Deutschland ist. Übertreibungen freilich 
sind auch hier vom Ubel. Wer auf dem Weltmarkt verkaufen will, 
muß auch kaufen. Aber Uberlegung und Empfindung wird hierfür 
um so besser die richtigen Grenzen ziehen können, je besser die 
heimischen Erzeugnisse berechtigte Ansprüche erfüllen. Unbeschadet 
dessen ist es meines Erachtens hohe Zeit geworden, in allen Kreisen 
mit Aufklärung auf eine bessere Pflichterfüllung hinzuwirken, und 
die besten gesellschaftlichen Kreise sind meines Erachtens nicht zu 
gut, hierin voranzugehen. 
Die neue Reichsregierundg bereitet neue Entwürfe zur 
Besserung der Lage der Landwirtschaft, namentlich des Ostens vor. 
Tauglichen Plänen werden die Kreise der gewerblichen Wirtschaft 
sich nicht versagen. Aber nicht alles, was verlangt wird, ist tauglich. 
So ist es ein schlimmer Rückfall in hemmungslose Antragsjagd, 
wenn ein allgemeines Moratorium für den Osten bean— 
tragt wurde, da doch die einfachste Uberlegung zeigt, daß ein irgend— 
wie gearteter allgemeiner Zahlungsaufschub keinerlei Kredit— 
erleichterung für den Osten, wohl aber die äußerste Verschärfung 
der Kreditnot und eine Krediterschütterung für das ganze Reich be— 
deuten müßte. Es hat ja wohl auch nicht allzulangen Nachdenkens 
bedurft, um bei den Antragstellern selbst diese Erkenntnis wachzu—
	        
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