Full text: Durch Abessinien und Erythräa

Neitzel erklärte, noch ein Jahr vorher nicht gewährt haben 
würden. Damals hatte er einen Versuch gemacht, sie mit 
einem Grammophon zu unterhalten, aber die Klänge hätten 
ihnen keine Freude bereitet, sondern vielmehr ihren dorn 
entfacht, da sie glaubten, in dem Kasten sitze ein gefangener 
Sklave, der gezwungen wurde zu singen. 
Ein Dangkil-Häuptling mit Namen Ali Fernami war der 
nächste unserer ehrenwerten Besucher. Eingedenk der spür⸗ 
lichen Zahl der Stammesmitglieder Buro⸗-Rowios fragte ich 
Ali, wieviel Leute ihm unterständen. „So viel, wie ich 
Haare auf dem Kopfe habe“, antwortete er breitspurig. Die 
Zahl seiner Kriegstrophäen gab er darauf etwas weniger 
bildlich mit „neun“ an und bemerkte dazu mit Stolz, daß er 
jede von ihnen einem persönlichen Feinde abgenommen habe. 
Er gestand, daß nicht die Not, sondern vielmehr der Über⸗ 
fluß sie veranlaßt habe, sich auf den Kriegspfad zu begeben. 
Auch Heiratsabsichten seien ein Grund zu Feindseligkeiten. 
Du mußt ein Weib sein, da du keinen Mut hast“, würde 
ein Danakilmädchen zu einem Bewerber sagen, der keine 
Siegestrophäe vorzeigen könne. 
Anläßlich der Hochzeit wird vom Bräutigam ein acht— 
tägiges Fest veranstaltet. Dem Vater der Braut hat er 
einen Kaufpreis für das Mädchen zu zahlen, der aus zwei 
Gewehren und einer beträchtlichen Stückzahl von Vieh 
besteht. Erforderlich sind zehn Kamele, zehn Schafe oder 
Ziegen, zwölf Kühe, zwei Pferde und zwei Maultiere, doch 
wiegt nach der unheilvollen Berechnungsart des Stammes 
eine Trophäe sechzehn Stück Vieh auf. 
Die Danakils kennen Ehescheidung, aber ein durch Untreue 
der Frau entehrter Mann greift nicht zu diesem Mittel. Er 
darf die Frau sowohl als den Liebhaber auf der Stelle töten
	        
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