ich gleich mit Hurra empfangen, und dann juckts mir in der
Haut. Ich habe dann die größte Lust, irgendeine Dummheit zu
begehen.“
Wird das Wechselverhältnis zwischen Gehirn- und Muskel
arbeit gestört, und geht eine Arbeitsteilung vor sich, die auf
Trennung der Gehirnarbeit von der Muskelarbeit abzielt, so wird
die natürliche Unterlage der Arbeit zerstört, sie wird zur Last,
welche die Menschennatur erdrückt. Dies trifft ganz besonders
bei der Kategorie der Bergarbeiter zu. „Das Menschentum wird
schimpflich,“ schreibt ein Kohlenhauer, „inmitten eines brutalen
Arbeitsprozesses.“ Und weiter: „Wenn ich als Lohnarbeiter in
dem Getöse der Grubenarbeit verhüllt darüber nachgrüble, wie es
kommt, daß der Fluch der Arbeit so bleiern auf mir lastet,
dann möchte ich aufschreien, wild, gellend vor Wut Und innerem
Groll. Aber ich muß schweigen, muß mich hineinschweigen in
mein Herz, und doch tief in der Brust seufzt die todmüde Seele.
Täglich heruntergerissen in die geologischen Tiefen des verkohl
ten Urwaldes kühle ich die gemarterte Stirn an dem Gefels des
Jura. Wahrhaftig: ein niederträchtiger Fluch hängt sich an diese
Arbeit. Wie ein Grabeslied kreischt es einem jeden Tag ins Ohr:
Wir müssen unser Quantum haben oh, wie müde und zer
schlagen — — noch ein paar Schaufeln Kohle . . . wie die
Hitze drückt . . . Immer noch Kohlen . . . ein paar Schippen
noch . . . der Steiger will Kohlen haben . . . eine Elendsrackerei
. . . ein Hündsgedinge . . . Kohlen . . . Kohlen . . . Kohlen . . .“
Ein anderer Bergmann drückt sich ganz besonders drastisch
aus: „Nehmen wir einen Ziehhund, der bei 28 Grad Hitze unter
Aufbietung aller seiner Kräfte einen Lastwagen einen ziemlich
steilen Berg hinaufzuschaffen hat und der Besitzer des Hundes
hat nur das eine Interesse, soviel als möglich Last hinaufziehen
zu lassen, ohne Rücksicht auf die physischen Kräfte des Hundes,
so braucht man kein großer Hundefreund zu sein, um einzusehen,
solche Arbeit bedeutet Qual.“ Besonders scheint das Maß des
Erträglichen bei jener Kategorie Bergarbeiter überschritten zu
sein, die schwer laufende Hunde auf versandetem Gestränge
schieben müssen. „Wir hatten einen Wagen auf der Strecke
festliegen“, äußert sich ein Bergarbeiter. „Alle unsere Be
mühungen, ihn loszubekommen, waren umsonst. Da schlug mein
Kamerad, ein Vater von sechs Kindern, die Lampe aus, gebärdete
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