19
reiche Persönlichkeiten, die es mit der Jugend gut meinen,
der Ansicht, daß allgemein ein gesetzlicher Sparzwang für
die Jugendlichen eingeführt werden müsse. Ich stelle
den Gedanken zur Diskussion, ohne ihn mir zu eigen zu
machen.
Zum Schlüsse mögen noch zwei allgemeine Gesichts
punkte für das gesamte Fabriksparwesen besonders her
vorgehoben werden. Es wird des öfteren auch von Arbeit
geberseite eingewandt, bei den heutigen hohen Auf
wendungen für Wohnung und Lebensunterhalt sei der
Arbeiter gar nicht in der Lage, von seinem Lohne noch
etwas zu erübrigen. Das ist in doppelter Hinsicht ver
fehlt. Die Spareinlagen sind doch in erster Linie Kück-
lagen für besondere Fälle von Not, Krankheit u. dgl.
Wer also behauptet, der Arbeiter sei nicht in der Lage,
für derartige Fälle Ersparnisse zu machen, behauptet da
mit gleichzeitig, der Arbeiter müsse notgedrungen in
solchen Fällen der Allgemeinheit, also der Armenpflege
zur Last fallen. Vor allem aber berücksichtigt der Ein
wand eines nicht. Das Wesen des Sparens liegt doch ge
rade darin, daß durch Zurücklegung kleiner und aller
kleinster Beträge, vorausgesetzt, daß sie regelmäßig ge
schieht, allmählich eine verhältnismäßig bedeutende
Summe zusammenkommt. Außerdem liegt der den mate
riellen weit übersteigende ethische Nutzen des Sparens ganz
allein in der Tatsache, daß überhaupt gespart wird, nicht
darin, daß möglicht hohe Beträge zusammengebracht
werden. Das Bestreben wird also vor allem darauf ge
richtet sein müssen, einen möglichst hohen Prozentsatz
der Arbeiterschaft an regelmäßiges Sparen zu gewöhnen,
mag es sich auch im Einzelfalle nur um ganz kleine Be
träge handeln.
Sodann ist noch ein zweiter Gesichtspunkt speziell für
den Arbeitgeber von Bedeutung. Das Wesen jeder Fabrik
wohlfahrtseinrichtung besteht darin, daß sie beiden Teilen,
sowohl dem Arbeitgeber wie dem Arbeitnehmer, Vorteil
bringt und bringen muß. Bei den Fabriksparkassen, die
dem Arbeiter eine verhältnismäßig hohe Verzinsung ge
währen, könnte es scheinen, als ob der Vorteil ganz auf
seiner Seite wäre. Das ist aber durchaus nicht der Fall.
Es muß immer neben der materiellen auch die sittliche
Seite des Sparens im Auge behalten werden. Das Sparen
niacht den Arbeiter zu einem ganz anders denkenden und
9*