Full text: Die Fabriksparkasse

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reiche Persönlichkeiten, die es mit der Jugend gut meinen, 
der Ansicht, daß allgemein ein gesetzlicher Sparzwang für 
die Jugendlichen eingeführt werden müsse. Ich stelle 
den Gedanken zur Diskussion, ohne ihn mir zu eigen zu 
machen. 
Zum Schlüsse mögen noch zwei allgemeine Gesichts 
punkte für das gesamte Fabriksparwesen besonders her 
vorgehoben werden. Es wird des öfteren auch von Arbeit 
geberseite eingewandt, bei den heutigen hohen Auf 
wendungen für Wohnung und Lebensunterhalt sei der 
Arbeiter gar nicht in der Lage, von seinem Lohne noch 
etwas zu erübrigen. Das ist in doppelter Hinsicht ver 
fehlt. Die Spareinlagen sind doch in erster Linie Kück- 
lagen für besondere Fälle von Not, Krankheit u. dgl. 
Wer also behauptet, der Arbeiter sei nicht in der Lage, 
für derartige Fälle Ersparnisse zu machen, behauptet da 
mit gleichzeitig, der Arbeiter müsse notgedrungen in 
solchen Fällen der Allgemeinheit, also der Armenpflege 
zur Last fallen. Vor allem aber berücksichtigt der Ein 
wand eines nicht. Das Wesen des Sparens liegt doch ge 
rade darin, daß durch Zurücklegung kleiner und aller 
kleinster Beträge, vorausgesetzt, daß sie regelmäßig ge 
schieht, allmählich eine verhältnismäßig bedeutende 
Summe zusammenkommt. Außerdem liegt der den mate 
riellen weit übersteigende ethische Nutzen des Sparens ganz 
allein in der Tatsache, daß überhaupt gespart wird, nicht 
darin, daß möglicht hohe Beträge zusammengebracht 
werden. Das Bestreben wird also vor allem darauf ge 
richtet sein müssen, einen möglichst hohen Prozentsatz 
der Arbeiterschaft an regelmäßiges Sparen zu gewöhnen, 
mag es sich auch im Einzelfalle nur um ganz kleine Be 
träge handeln. 
Sodann ist noch ein zweiter Gesichtspunkt speziell für 
den Arbeitgeber von Bedeutung. Das Wesen jeder Fabrik 
wohlfahrtseinrichtung besteht darin, daß sie beiden Teilen, 
sowohl dem Arbeitgeber wie dem Arbeitnehmer, Vorteil 
bringt und bringen muß. Bei den Fabriksparkassen, die 
dem Arbeiter eine verhältnismäßig hohe Verzinsung ge 
währen, könnte es scheinen, als ob der Vorteil ganz auf 
seiner Seite wäre. Das ist aber durchaus nicht der Fall. 
Es muß immer neben der materiellen auch die sittliche 
Seite des Sparens im Auge behalten werden. Das Sparen 
niacht den Arbeiter zu einem ganz anders denkenden und 
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