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(Einleitung.
Wie in vielen anderen Städten wurde auch in Nürnberg mit der Volks
zählung vom 1. Dezember 1910 eine Wohnungszählung verbunden. Diese
Zählung sollte sich nach Beschlüssen der beiden städtischen Kollegien auf das
unbedingt Notwendige beschränken. Damit ist schon gesagt, das; es sich bei
der Wohnungszählung 1910 nur um eine Zählung in kleinerem Umfange handeln
kann. Die Aufnahme von Fragen wie z. B. nach der Größe der Grundfläche
und dem Raumgehalt der einzelnen Rämne oder die andere nach der Belegung
der Betten verbot sich deshalb von selbst. Solche Fragen belasten den Frage
bogen außerordentlich, erfordern die Mithilfe von technischen Beamten und
verteuern das Erhebungsgeschäft nicht unwesentlich. Zu dieser Einschränkung
war Nürnberg ganz besonders berechtigt, weil Nürnberg nur mit wenigen Städten
sich rühmen kann, eine sehr eingehende Wohnungsuntersuchungaus dem
Jahre 1901/02 zu besitzen. Wenn auch die Tatsachen, die diese Zählung ans Licht
brachte, heute nicht mehr ganz zutreffen, so wird sich im wesentlichen in den acht
verflossenen Jahren das Bild nicht allzusehr verschoben haben, wie wir es ja
auch an einigen Stellen nachweisen können.
Eine Reihe von festgestellten Mängeln lassen sich wohl beseitigen, andere
wieder nicht, weil in vielen Fällen mit Umbauten nicht viel gewonnen wird und
nur ein Niederreißen des Wohngebäudes die Möglichkeit bietet, den Anforderungen,
die heute an ein gesundes Wohnen gestellt werden, zu genügen. Dieser Um
stand macht sich in Nürnberg besonders geltend. Die Innenstadt, eingezwängt in
ihre Umwallung, mußte mit ihrem Platz haushälterisch umbehen, mußte' mit
Luft und Licht mehr geizen wie jüngere moderne Städte, die ihre Peripherie
mehr oder weniger beliebig weit stecken können. Aber noch ein zweites Moment
darf hier nicht unberücksichtigt bleiben. Rigorose Baubestimmungen im Innern
der Stadt würden Nürnberg das so anziehende Landschaftsbild nehmen, Nürnberg
würde eben nicht mehr Nürnberg sein. Nicht nur der Hygieniker allein hat hier
x ) Ergebnisse der allgemeinen Wohnnngsuntersuchung in Nürnberg 1901/08. Jni
Aufträge des Stadtmagistrats bearbeitet von vr. Carl Buechel, Direktor des Statistischen
Amts der Stadt Nürnberg. Nürnberg 1906.