11
viel mehr als den Gegenwert ihrer Arbeit erhalten, und unzweifel
haft erhält die ungeheuere Mehrheit aller Schaffenden viel weniger
als den Gegenwert ihrer Arbeit. Was jene „mehr" erhalten,
das ist arbeitsfreies Einkommen, ist „Mehrwert" — was die
Masse weniger erhält, ist Abzug von ihrem Arbeitserträge, ist
„Minderwert".
Jeder Arbeiter in Stadt und Land, arbeite er mit den
Muskeln am Pfluge oder der Drehbank, oder mit dem Gehirn
am Schreibtisch, am Reißbrett oder an der chemischen Retorte,
ist durch unsere Gesellschaftsordnung gezwungen, einen sehr großen
und täglich wachsenden Teil dessen abzugeben, was er an Werten
schafft. Was sie alle zusammen abgeben, ist Mehrwert, und
in ihn teilen sich die oberen Klaffen; sie nennen den Niesentribut
Grundrente und Kapitalprofit.
Was zwingt die Arbeiter, den Mehrwert-Tribut ab
zutreten ?
In früheren Zeitaltern zwang sie das Gesetz dazu. Sie
waren im Altertum Sklaven, im Mittelalter Hörige. Und Sklave
wie Höriger waren kraft Rechtens, gesetzlich, gezwungen, ihrem
Herren einen Teil dessen abzugeben, was sie an Werten schufen.
Diese Gesetze existieren nicht mehr. Unsere Arbeiter sind freie
Bürger. Wenn ihnen aber keine gesetzliche Einrichtung den Tribut
abzwingt, so kann es nur eine wirtschaftliche, so kann es nur
ein Monopol sein.
Und zwar muß es eine besondere Art von Monopol sein,
nämlich ein gesellschaftliches Klassen-Monopol, d. h. eine
auf dem Ausschluß der freien Konkurrenz beruhende, sehr breit
und tief begründete wirtschaftliche Vormachtstellung, die zwischen
der Oberklasse als Gesamtheit auf der einen Seite und der
Arbeiterklasse als Gesamtheit auf der anderen Seite ein gesell
schaftliches Klassen -Monopol.Verhältnis konsti
tuiert. Rur, wenn die Dinge so liegen, ist es erklärlich, daß bei
jedem Tausch zwischen einem Mitgliede der Oberklaffe und einem
der Unterklasse dieses für seine Arbeitsleistung, seinen „Dienst",
ohne weiteres einen Minderwert, und jenes für sein Tauschgut,