Full text: Die soziale Frage und der Sozialismus

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das Lohngeld, einen Mehrwert erhält; daß jener unentgoltene 
Arbeitszeit hergibt, dieser unentgoltene Arbeitszeit einstreicht. 
Das ist denn auch im wesentlichen die Ansicht von Karl 
Marx. Er nennt das „Kapital" ein „gesellschaftliches Klassen 
verhältnis". Dieses „Kapitalverhältnis" besteht überall da, wo 
alle Produktionsmittel in dem Eigentum der Oberklasse stehen, 
der die „freie" Arbeiterschaft gegenüber steht. Und zwar „frei" 
im doppelten Sinne. Die Arbeiter müssen erstens politisch frei, 
d. h. rechtlich befugt sein, den Dienstvertrag abzuschließen. (Wo 
sie das nicht sind, besteht nicht Kapitalismus, sondern Sklaverei 
oder Hörigkeit). Und sie müssen zweitens wirtschaftlich 
„frei" sein, d. h. los und ledig, ohne eigene ausreichende Pro 
duktionsmittel. 
Und darin hat Karl Marx völlig Recht. 
Nur unter der Voraussetzung, daß diese ^ gesellschaftliche Klassen 
scheidung besteht, kann Mehrwert im großen entstehen. Wo sie 
nicht besteht, gibt es keinen Mehrwert und daher kein „Kapital": 
denn nur dann kann man Produktionsmittel „Kapital" nennen, 
wenn sie ihrem Eigentümer Mehrwert, Profit, abwerfen. 
Leider hat Karl Marx seinen genialen Gedanken nicht ge 
nügend vertieft. Er hat zweierlei nicht erkannt. E r st e n s , 
daß sein gesellschaftliches „Kapitalverhält 
nis" ein charakteristischer Sonderfall des- 
Monopolverhältnisses ist; und zweitens hat er seine 
tiefste Wurzel nicht aufzufinden vermocht. 
Uns stellt sich jetzt die Aufgabe: „W o, in welcher 
gesellschaftlichen Einrichtung st eckt das Klaf 
fen-Monopol?" 
Gelingt es uns, diese Aufgabe zu lösen, so (ist die soziale 
Frage in ihrem wissenschaftlichen Teile beantwortet. 
Und damit wird auch über ihre praktische Lösbarkeit wenigstens 
grundsätzlich Klarheit geschaffen sein. 
Handelt es sich nämlich um ein „natürliche s" Klaffen- 
Monopol, das auf der natürlichen Unvermehrbarkeit eines seltenen 
wichtigen Dinges beruht, dann wird grundsätzlich nichts Ent-
	        
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