Ueber Gewinnbetheiligung der Arbeiter. 3
fixem Lohne und überlassen den Unternehmern die Beziehungen zum Pro
tz uctenpreise.
Sowie man einmal diese Theorie aufgiebt, sobald man einsieht, daß
der Lohn nicht bloß eine Ablehnung für persönliche Dienste ist, sondern im
Zusammenhange mit dem Productenwerthe steht, da ja die Consumenten es
sind, welche im Preise der Waare den Lohn bezahlen, so ergeben sich mehr
oder minder entwickelte Formen dieses Zusammenhanges des Lohnes mit dem
Arbeitsproducte und es ist bezeichnend, daß die Verwerfung der Lohnfonds
theorie in die Zeit fällt, in welcher die Gewinnbetheiligung der Arbeiter ernst
haft discutirt zu werden beginnt. Aber selbst auch beim bloßen Zeitlohn
fehlt die Vorstellung dieses Zusammenhanges nicht immer, es ist bekannt, daß
englische Gewerkvereine häufig in Zeiten des Geschäftsaufschwunges Lohn
erhöhungen mit Hinweis auf die Preissteigerung des Productes verlangen und
durchsetzen, und die Lehr-Meinung, als sei der Lohn ein fixes Gehalt, welches
das Capital ohne Rücksicht auf den Absatz der Producte bezahle, wird durch
die Erfahrung widerlegt, daß in Zeiten der Krisen selbst die kräftigsten Ge
werkvereine Arbeitsentlassungen oder eine namhafte Reduction der Arbeiterzahl
oder der Arbeitszeit nicht hindern können.
ad. I. Als die erste directe Form des Zusammenhanges,zwischen Arbeit
und Product erscheint der Stücklohn, welcher sich an das Productenquantum
anschließt, also auch am leichtesten die Handhabe zu einer Betheiligung an
einer durch Vermehrung des Prvductenguantums entstandenen Gewinnsteige
rung der Unternehmung bietet. In allen großen Industrien, in welchen es
auf Mässenproduction ankommt, nicht bloß in jenen, in welchen die indivi
duelle Handarbeit gegen die intensive Maschinenthätigkeit zurücktritt, ist der
Stücklohn die Regel. Seine Nachtheile sind die Uebereilung der Arbeit und
die Ueberanstrengung des Arbeiters und in Industrien mit sehr selbstthätiger
Maschinerie, wo die Arbeit häufig nur in der Ueberwachung der Maschine
besteht, hat jede Verbesserung der Maschine die, Tendenz diesen menschlichen
Antheil am Zustandekommen des Productes und damit den Stücklohn zu ver
ringern. Diesen nachiheiligen Wirkungen kann aber begegnet werden durch.ge
meinschaftlich von Arbeitern und Unternehmern festgesetzte Preisli sten, welche
die Löhne für die einzelnen Producteinheiten feststellen. Der Zusammenhang
zwischen Productenpreis und Lohn findet übrigens einen noch stärkeren Ausdruck
in jenen Preislisten, welche mittelst einer gleitenden Scala die Löhne nach den
Waarenpreisen reguliren. Diese Lohufvrm hat eine besondere Berechtigung
in Industrien, in welchen der Lohn den weitaus größten Theil der Pro-
ductionskvsten ausmacht, und die Gefahr eines zu großen Schwankens, welches
übrigens in einein geringeren Maße auch bei fixen Preislisten nicht aus
geschlossen ist, da auch diese dem Productenpreise wenigstens aus eine gewisse
Distanz folgen, kann in allen solchen Fällen durch die Festsetzung eines her
kömmlichen Minimums beseitigt werden, unter welches der Lohn selbst in we
niger günstigen Zeilen nicht fallen soll. Eine Garantie gegen Krisen kann
billigerweise hier ebenso wenig verlangt werden, als bei andern Lohnformen,
in welchen die Abhängigkeit des Lohnes vom Warenpreise nicht so deutlich
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