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einem Mißerfolge führte, sv innren hiefür außer allgemeine», insbe
sondere durch die lange Dauer des Krieges herbeigeführten Ursachen in
Österreich speziell noch eine Reihe besonderer, in de» spezifischen Ver
hältnissen Österreichs gelegenen Gründe maßgebend. Es fehlt mir die
Zeit, diese Gründe und Ursachen des Mißerfolges der öffent
lichen Bewirtschaftung hier detailliert auseinanderzusetzen.
Ich mochte nur schlagwortartig daraus hinweisen, daß die
mangelnde Hilfe Ungarns, die Aushebung des sogenannten einheitlichen
Wirtschaftsgebietes mit Ungarn, die frühzeitige Besetzung und Zerstö
rung des prodiiktiousreichen Galiziens von vorneherein einen Mangel
erzeugte, den gar keine Wirtschaftsmethode, weder der freie Handel
noch die gebundene Wirtschaft zu bannen vermocht hätte und der dazu
führte, daß der österreichischen Landwirtschaft ungleich größere Lasten
ohne Rücksicht ans die Bedürfnisse der Produktion auferlegt werden
mußten, als sie der ungarischen Landwirtschaft zugemutet wurden.
Innerhalb Österreichs selbst bewirkte das vielfach passive Verhalten
der tschechischen Gebiete der Sudetenländer eine starke Belastung der
österreichischen Krouländer, die in ihrer Gegenwirkung schließlich zum
Versagen des Anfbringungssystems, zu Störungen und Hemmungen der
Produktion (wie Abnahme des Saatgutes, Schlachtung von Milchkühen,
Lichtung des Viehstandes u. s. w.) führten. Hiezu kam eine nicht sehr
glückliche Preispolitik, die unter dem Zwange der Verhältnisse vielfach
mehr Rücksicht auf sozialpolitische als aus prodnktivnspolitische Gesichts
punkte nehmen mußte.
Ein Grund des Mißerfolges der öffentlichen Bewirtschaftung war
auch die zu straffe Zentralisierung. Hatte ein von Wien ausgehender
Zentralismus bei de» staatlichen Verhältnissen Österreichs und der Eigen
art der Länder sich schon im Friede» nicht durchsetzen können, so war
es ein Irrtum, zu glauben, daß durch den Krieg grundlegender Wandel
geschaffen und die Widerstände politischer und nichtpolitischer Natur
überwunden werden könnten. An diesem Irrtum hatte die Ernährungs-
Wirtschaft sehr schwer zu leiden, und aus diesem Gesichtswinkel ist
manches Versagen zu erklären. Sicherlich in vieler Beziehung war gerade
ans dem Gebiete der Ernährnngswirtschaft die Zentralisierung, durch die
allein die Einheitlichkeit herbeigeführt werden konnte, notwendig, aber
die Dinge von Wien ans in allen Einzelheiten zu regeln, war nicht
möglich. Daß es doch versucht wurde, bewirkte eine Schwächung des
Systems. In den Ländern wurde die Abneigung gegen die zentrale
Bewirtschaftung umso stärker, als Wien der immer größer werdenden