Warum wird nun, wenn bet Weg der'öffentlichen Bewirtschaf
tung der Jnlandsproduktion nicht znin Ziele führte, nicht der andere,
so sehr befürwortete Weg der freien Wirtschaft betreten? Kann ans
diesem Wege, wie behauptet wird, eine sofortige Steigerung der Pro
duktion und eine bessere Versorgung, ja sogar, wie behauptet wird,
eine billigere, jedenfalls billigere Versorgung als durch den Schleich-
handel, erreicht werden?
Die Öffentlichkeit, die den bestehenden Zustand unbefriedigend
empfinden muß, betrachtet diejenigen als Messiasse, die die Heilslehre
verkünden, daß bei Berivirklichung ihres Programmes alles besser
würde — sowie dies vor Wahlen öfters stattfindet Es soll schon
vorgekommen sein, daß die Wähler dann von ihren Messiassen sehr
enttäuscht waren!
Was die behauptete sofortige Produktionsvermehrung in beträcht
lichem Ausmaße anlangt, so kann eine solche Steigerung doch wohl
nur in längerem Zeiträume und durch systematische Arbeit sich voll
ziehen, sie hängt von einer Reihe kultureller, klimatischer und natür
licher Bedingungen ab, die sich entweder nicht oder nur sehr langsam
ändern lassen und mit der freien oder gebundenen Wirtschaft nicht viel
zu tun haben. Inwiefern gewisse, insbesondere durch eine falsche Preis
politik verursachte Nachteile der öffentlichen Bewirtschaftung beseitigt
werden können und . müssen, davon wird noch später zu reden sein.
Eine sofortige nennenswerte Steigerung der Produktion jedoch, deren
Tiefstand durch ganz andere Ursachen, unmittelbar durch den Krieg und
dessen Nachwirkungen, herbeigeführt wurde, ist von einer unvermittelten
Aufhebung des öffentlichen Bewirtschaftnngssystems wohl kaum zu
erwarten.
Was aber die gleichfalls behauptete sofortige Besserung der
Ernährungslage iui Falle der Aufhebung der öffentlichen Bewirtschaftung
und Freigabe deS freien Verkehrs anlangt, so will ich zugeben, daß
möglicherweise durch kurze Zeit mehr Ware auf den Markt käme, ohne
Zweifel aber zu so hohen Preisen, daß die weniger kaufkräftigen
Schichten der Bevölkerung, die ja den überwiegenden Teil der Bevöl
kerung bilden, leer ausgehen müßten. Nach kurzer Zeit hätte aber der
ganze Zauber ein Ende. Waren produzieren kann der Handel und der
freie Verkehr ja doch nicht, und mehr herausbringen als da ist, kann
er auch nicht. Und daß wir zu wenig erzeugen, um alle zu versorgen,
das habe ich schon eingangs meiner Ausführungen erwähnt und das
muß doch wohl nicht immer wieder neuerlich nachgewiesen werden.
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