Full text: Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russisch-Polen und dem Deutschen Reiche und die sich daraus für den Friedensschluss ergebenden Folgerungen

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Das Absatzgebiet der polnischen Fabriken lag nur zu 1 U 
der Produktion im Weichselgebiet, 2 / s wurden nach dem eigent 
lichen Rußland abgesetzt. 
Chamotteindustrie. Die russisch-polnische Chamotteindustrie 
hat erst in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung 
genommen. Bisher beschränkten sich die russisch-polnischen Cha- 
mottefabriken in der Hauptsache auf die Herstellung von Steinen 
im sogenannten Normalformat, also Vierkantsteine, Radialsteinen 
(für Kupolöfen) sowie Wölbsteinen für Kesseleinmauerungen, 
Kanalsteinen fiir Stahlwerke und sonstigem feuerfesten Mauer 
werk für einfachere Beanspruchung. Chamottesteine für hohe Be 
anspruchung und solche von schwierigerer Formgebung sowie 
Dinassteine wurden hauptsächlich aus Deutschland bezogen. 
Seit einigen Jahren vermehrten sich jedoch die Bestrebun 
gen Rußlands Lezw. Russisch-Polens, den Bedarf an feuerfesten 
Materialien im eigenen Lande zu decken. Unter dem Drucke der 
behördlichen Vorschriften, an Staatswerke, Eisenbahnen und 
sonstige Behörden und Kommunen nach Möglichkeit inländisches, 
also russisches bezw. russisch-polnisches Fabrikat zu verwenden, ver 
größerten sich die bestehenden Fabriken. Auch fanden eine Anzahl 
Neugründungen statt, teilweise durch französisch-englische In 
dustrie-Gesellschaften, und schließlich wagte sich die russisch-pol 
nische Chamotte-Jndustrie auch an die Herstellung weniger ein 
facher Formate. Es wurden z. B. die Fabriken von „Tomasz 
Glowacki in Ostrowiece", von „I. Schein in Myszkow", „Fürst 
Drucko-Lubecki in Cmielow", „W. Klepacki in Ostrowiece" und 
andere vergrößert; neu entstanden u. a. die Fabriken: „Marywill 
in Radom (französisches Unternehmen)", „Ruda-Maleniecka" 
und „Rogalin in Wierzbnik", ferner „Dowbor in Skarzysko". 
Unterstützt wurde Rußland bezw. Russisch-Polen in den 
Emanzipationsbestrebungen von Deutschland durch das Vor 
kommen brauchbarer Rohmaterialien im eigenen Lande, der zoll 
freien Einfuhr etwa fehlender bezw. wertvollerer Rohmaterialien 
aus Deutschland und Österreich-Ungarn und schließlich durch den 
hohen Schutzzoll (9 bezw. 45 Kopeken per Pud — 16,38 kg) 
verbunden mit Zoll-Chikanen aller Art. 
Die Entwickelungsfähigkeit der russisch-polnischen Chamotte- 
Jndustrie erscheint durch den Krieg nur aufgehalten; es ist zu 
befürchten, daß ihre Konkurrenz sich den deutschen Fabriken 
feuerfester Produkte, besonders den östlichen, welche den russischen 
bezw. russisch-polnischen Markt bisher hauptsächlich beherrschten 
und ihre Leistungsfähigkeit auf den betreffenden russischen bezw. 
russisch-polnischen Absatz eingerichtet haben, immer fühlbarer 
machen wird.
	        
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