Full text: Die Zukunft unserer Wirtschaft

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IV. 
Aus dem eben Gesagten ergeben sieb die Gesichts 
punkte für die Rangordnung, die wir dem Wiederaufbau 
unserer Staatswirtschaft geben müssen. Ohne eine we 
sentliche Herabsetzung des geradezu ruinösen Preis 
standes aller Lebensbedürfnisse werden wir nicht in der 
Lage sein, den Anforderungen zu genügen, die die schwere 
Uebergangszeit an uns stellen wird- Es wäre deshalb ein 
arger Mißgriff wollte man aus Rücksicht auf den Stand 
unserer Währung die Einfuhr der Nahrungsmittel und 
Rohstoffe drosseln, die für die Lebensbedürfnisse der 
großen Masse und für die Fabrikation der Be 
darfsartikel unentbehrlich sind, oder wollte man gar die 
Ausfuhr solcher Waren fördern. Davon kann nicht ent 
schieden genug abgeraten werden, weil solche Bestre 
bungen, teilweise mißverständlich aus einseitiger Betonung 
des Währungsinteresses, teilweise wohl auch von Kreisen 
vertreten werden, dieglauben, in derErhaltunghoherPreise 
ihren Vorteil zu finden. Selbst diese rechnen falsch: die 
hohen Preise wirken, wie für sie, so auch gegen sie. Denn 
dieser Schraube ohne Ende kann sich keiner entziehen; 
mit den Preisen der Fertigprodukte steigen auch die Ar 
beitslöhne und Gehalte, zuletzt auch die Rohmaterialien. 
Und schließlich zahlt den Gewinn, den die rechte Tasche 
des Industriellen und Händlers erzielt, nur dieser selbst 
aus seiner linken Tasche, ganz abgesehen von der Minder 
wertigkeit seines Geldes, die eben in der Höhe der Preise 
ihren Ausdruck findet. Den Hauptschaden aber trägt immer 
nur der sogenannte „Verbraucher“, richtig der Festbesol 
dete, dessen Bezüge niemals mit den Preisen Schritt hal 
ten können. 
Also vor allem; sobald unsere Grenzen offen sind, 
freie Bahn für alles, was unsere Wirtschaft benötigt! Keine 
Einschränkung — außer für Luxusgegenstände —, keine 
Rohstoffzentralen, die dem Einzelnen das Maß seiner in 
dustriellen Betätigung vorschreiben wollen! Sogar der Zoll 
schutz, dessen ein Teil unserer Industrie sicherlich in nor 
malen Zeiten bedarf, kann für die Uebergangszeit von 
Uehel sein — erst muß der erste Hunger nach allen Be 
darfsartikeln einigermaßen gestillt, erst muß der Verkehr 
mit den Waren, die uns gefehlt hatten, gesättigt sein, ehe 
an den Schutz einzelner Erwerbszweige gedacht werden 
kann. Daß übrigens auch bei Zulassung der Einfuhr auf die 
v aluta Bedacht zu nehmen möglich ist, soll gezeigt werden.
	        
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