Der Imperialismus der übrigen Weltmächte.
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Balm Berlin—Bagdad beherrschten Gebiete und damit ein nahezu auto
nomes und geschlossenes Produktions- und Konsumtionsgebiet geschaffen
werden. Das Lebensbedürfnis eines gesicherten Marktes sollte ohne
politische Expansion befriedigt werden (Rohrbach, Deutsch
land unter den Weltvölkern, 1903 und Ritter, Berlin—Bagdad, 1913).
Während des Weltkrieges war das mitteleuropäische Programm
durch den Beitritt Bulgariens und der Türkei zum Bunde der Mittel
mächte und die Eroberung Serbiens, Montenegros und des größten Teils
Rumäniens durch den Yierbund seiner Verwirklichung näher gebracht
worden (v. Liszt, Der mitteleuropäische Staatenverband, 1914;
Jastrow, Die mitteleuropäische Zollannäherung, 1915; Naumann,
Mitteleuropa, 1915).
Dazu kam das zentralafrikanische Programm. Durch das
deutsch-französische Abkommen vom 4. November 1911 über Äquatorial
afrika war hierfür freie Bahn gegeben. Die beiden Eangarme des deut
schen Besitzes nach dem Kongobassin hin sollten zur Begründung einer
zentralafrikanischen Kolonie verwendet werden. Man dachte sich dieses
entweder als „äquatorialen Gürtel“ durch die Handelsvereinigung mit
dem belgischen Kongo und den Ankauf des portugiesischen Angola oder
als meridionales Reich an der atlantischen Seite Afrikas durch Austausch
von Deutsch-Ostafrika gegen Englands westafrikanische Besitzungen
(Hänsch, Die Aufteilung Afrikas, Geographische Zeitschrift 18 [1912] 361,
Delbrück, Über die Ziele unserer Kolonialpolitik, Preußische Jahrbücher
147 [1912] 503).
In den Eriedensschlüssen der Mittelmächte im Osten von 1918 ist
der wirtschaftliche Imperialismus in mehrfacher Richtung deutlich her
vorgetreten, wie noch des näheren gezeigt werden soll.
c) Der Imperialismus der übrigen Weltmächte.
Frankreich.
Der moderne Ausdehnungsdrang Frankreichs knüpfte an die
politischen Erfolge des ersten und die kolonialen Erfolge des dritten
Napoleon an. Er wurde durch den deutschfreundlichen F e r r y und die
Gunst Bismarcks vorwiegend der kolonialen Betätigung zugeführt.
Die großen Erwerbungen in Afrika, in Asien und in der Südsee sind teils
durch Verträge von Forschungsreisenden mit den Eingeborenen, teils
durch Waffengewalt, teils durch Ausgleich mit dem jeweilig gefährlichsten
Konkurrenten entstanden. Das Zurückweichen Frankreichs am Nil (Fa-
schoda 1899) ist durch England erzwungen und durch das englisch-fran
zösische Abkommen vom 8. April 1904 nach dem Kompensations
system wieder ausgeglichen w t orden. Die damit gesicherte freie Hand
Frankreichs in Marokko ist formell durch die Algecirasakte von 1906